Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert diese Lebensmittel als “modernes Lifestyleprodukt“

Hamburg. Die Verbraucherzentrale Hamburg übt scharfe Kritik an laktosefreien Lebensmitteln. Viele seien teuer und überflüssig, ergab eine Markuntersuchung von 24 als milchzuckerfrei gekennzeichneten Produkten. Die Preise lägen im Schnitt 1,4-mal höher als bei herkömmlichen Waren. Zudem würden Lebensmittel als laktosefrei beworben, die von Natur aus gar keinen oder sehr wenig Milchzucker enthielten. "Die Lebensmittelindustrie hat es geschafft, laktosefreies Essen zu einem modernen Lifestyleprodukt zu machen. Es gilt schon fast als trendy, obwohl 85 Prozent der Deutschen Milchzucker gut vertragen", sagte Ernährungsexpertin Silke Schwartau. Daher stiegen die Umsätze in dem Bereich jedes Jahr im zweistelligen Prozentbereich.

Spitzenreiter bei den Preisaufschlägen war ein als gluten- und laktosefrei beworbenes Schwarzbrot, das 383 Prozent teurer als ein normales Schwarzbrot war. Auch Knäcke- (170 Prozent) und Mehrkornbrot (277 Prozent) stuften die Verbraucherschützer als besonders überteuert ein. Einen Aufschlag von 217 Prozent wurde bei Butter, von 122 Prozent bei Käse und 95 Prozent bei Wurst ermittelt. Dabei enthielten Brot, Schinken und Putenbrust in der Regel gar keine Laktose. Butter und Käseklassiker wie Gouda und Tilsiter seien im Normalfall laktosearm.

Schwartau rät Patienten, die Milchintoleranz bei einem Facharzt überprüfen zu lassen. Zudem habe jeder Mensch eine Toleranzgrenze, bis zu der er Laktose vertrage. Um Betroffenen das Einkaufen zu erleichtern, sollten Hersteller verpflichtet werden, auf allen laktosehaltigen Lebensmitteln die genaue Menge zu deklarieren. Dann müssten sie "nur in Ausnahmefällen teure Spezialprodukte kaufen", sagte Schwartau. Zudem sollte der Gesetzgeber die Begriffe "laktosearm" und "laktosefrei" streng definieren.