Stiftung Warentest kritisiert nach Untersuchung zu hohe Monatsbeiträge, verschwiegene Gebühren und unübersichtliche Angebote

Berlin. Die Beratung bei Bausparkassen lässt nach Einschätzung der Stiftung Warentest häufig sehr zu wünschen übrig. Fast jede vierte Beratung fiel bei einer Untersuchung der Zeitschrift "Finanztest" mit mangelhaft durch. "Die Zahl der Fehlberatungen ist erschreckend", sagte gestern der Teamleiter Finanzdienstleistungen bei der Stiftung, Stephan Kühnlenz.

Von Januar bis April dieses Jahres waren Tester in jeweils sieben Filialen von 22 Bausparkassen unterwegs. 18 Institute hätten sich dabei mindestens eine Fehlberatung geleistet. Knapp die Hälfte der 154 Beratungen von Testkunden bewerteten die Verbraucherschützer allerdings mit gut oder sehr gut. Nach Angaben der Verbraucherschützer wurden die Anforderungen an die Bausparkassen in dem Test bewusst einfach gehalten: Ein Sparer benötigt 50 000 Euro für eine Modernisierung, 10 000 Euro an Eigenkapital seien vorhanden, die monatliche Belastung sollte 400 Euro nicht übertreffen. Das Ergebnis: Viele Berater hätten die Wünsche der Testkunden schlicht ignoriert.

"Oft beraten Bausparkassen am Kunden vorbei", sagte "Finanztest"-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen. Zudem sei die Spar- oder Darlehnsrate häufig zu hoch gewesen. In einem Fall sollte der Kunde den Angaben zufolge sogar 750 Euro im Monat sparen. "Jede fünfte Finanzierung hätte die Kunden deutlich zu viel Geld gekostet", monierte Tenhagen weiter. "Gute Beratung wird so zum Glücksfall." Verträge mit Bausparkassen sollen eigentlich niedrige Zinsen auch über einen längeren Zeitraum sichern (siehe auch Beistück). Allerdings seien einige Angebote der Bausparkassen so schlecht gewesen, dass eine Bankfinanzierung selbst bei einem rasanten Zinsanstieg auf zehn Prozent noch immer besser gewesen wäre. Zudem verschwiegen einige Bausparkassen die Abschlussgebühr. Oft seien die Angebotsunterlagen außerdem unübersichtlich gewesen.

"Von einer guten und einheitlichen Beratung sind die meisten Bausparkassen weit entfernt", sagte Kühnlenz. In jedem Fall solle sich ein Kunde gut vorbereiten und Nachfragen stellen. "Wer zu defensiv in die Beratung reingeht, der wird über den Tisch gezogen."

Der Verband der Privaten Bausparkassen kündigte an, mögliche Mängel schnell zu beseitigen. "Selbstverständlich können wir nicht mit allen Ergebnissen des Tests zufrieden sein", hieß es. Allerdings sei es nicht nachvollziehbar, dass "schon eine einzige von zehn Einzelnoten einer ansonsten guten bis befriedigenden Beratung zu einer schlechten Gesamtbewertung führen konnte". Dies stellte auch ein Sprecher der HUK-Coburg infrage. Das Unternehmen ist eine von vier Bausparkassen, die bei der Stichprobe mangelhaft abschnitten - neben der LBS Rheinland-Pfalz, der Deutschen Bank Bauspar AG und der LBS Ost. Bei ihnen fielen je drei von sieben Beratungen in den Augen der Tester durch.