Aktien von international tätigen US-Konzernen seien attraktiv – allerdings auch risikobehaftet. Experten halten Konjunkturprognosen für zu optimistisch.

Hamburg. Auch wenn die Börse den jüngsten Euro-Gipfel sehr gut aufgenommen hat, sind die wesentlichen Probleme nach Auffassung der Haspa-Analysten nicht gelöst. "Die Schuldenkrise wird uns noch Jahre begleiten", ist Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse, überzeugt.

Schon das zwischen der Politik und den Märkten "sehr unterschiedliche Fristenverständnis" werde für die nächsten Enttäuschungen bei den Investoren sorgen. Ein Beispiel: "Den Beschlüssen zufolge will man in Europa eine gemeinsame Bankenaufsicht bis Ende 2012 prüfen. Für den Kapitalmarkt ist das eine Ewigkeit."

Die Zweifel an den Märkten, ob die Währungsunion Bestand haben wird, gingen vor allem von angelsächsischen Investoren aus, sagt Bernd Schimmer, Leiter der Haspa-Wertpapieranalyse: "Sie argumentieren, was nicht zusammengehört, wird nicht zusammenbleiben können." Trotz aller Risiken gehen Schimmer und Intelmann aber davon aus, dass der Euro die Krise überstehen wird. "Deutschland ist der größte Profiteur der Gemeinschaftswährung", so Schimmer: "Sie bietet uns extrem niedrige Zinsen - viel niedriger, als die Wirtschaftslage in Deutschland sie rechtfertigen würde - und einen ebenfalls relativ niedrigen Euro-Kurs, der dem Export hilft."

Die aktuellen Wachstumsprognosen für die Bundesrepublik hält Intelmann jedoch für zu optimistisch. Er rechnet für 2012 mit einem Plus von nur 0,5 bis 1,0 Prozent. Die DAX-Prognose zum Jahresende bleibt mit 6500 bis 7000 Punkten dennoch unverändert. Eines der Argumente für Aktien: "Die Dividendenrendite ist höher als die Rendite der Bundesanleihen - das hat es jahrzehntelang nicht gegeben", so Schimmer. Er erwartet aber, dass der Euro-Kurs gegenüber dem Dollar weiter nachgeben wird und empfiehlt daher Aktien von international tätigen US-Konzernen. Ebenfalls attraktiv seien Aktienanleihen auf den DAX oder auf Standardwerte wie Siemens oder Daimler. Solche Papiere böten selbst bei stagnierenden Aktienkursen Renditen zwischen fünf und sieben Prozent. Bei stark sinkenden Kursen ist das Verlustrisiko aber nicht unerheblich.