Die Hamburger Axel Kmonitzek und Christopher Graf leiten die Uhrenmanufaktur Fischer & Cie. Im April ziehen sie in die HafenCity.

Hamburg. "Autos, Uhren, Frauen - das ist es doch, was Männer interessiert", sagt Axel Kmonitzek und lacht. "Sagt man doch so, oder nicht?", schiebt er noch schnell hinterher. Ob er dieses Klischee auch auf sich selbst bezieht, verrät der 29-Jährige nicht. Nur die Sache mit den Uhren, die Liebe zu den "Schmuckstücken, Kleinoden", wie er sie nennt, gibt er wohlwollend zu. 40 Stück kann er sein Eigen nennen. "Es gibt wirklich keinen anderen Gegenstand, in dem auf so kleinem Raum so viel filigrane Technik zu finden ist. Und nun kann ich mich tagtäglich damit beschäftigen - ein Traum."

Auch sein Geschäftspartner, der kreative Kopf der Uhrenmanufaktur Fischer & Cie., teilt die Leidenschaft. Designer Christopher Graf trägt an diesem Tag eine Fliegeruhr mit königsblauem Ziffernblatt - ein Unikat, wie alle Uhren, die seine Firma verkauft. Er besitzt nicht ganz so viele Uhren wie Kollege Axel Kmonitzek - dennoch leuchten die Augen, wenn er von seinem Job spricht. Denn eine Uhr, die sei mehr als ein Gebrauchsgegenstand, sagt er. Erst vor Kurzem haben sich die beiden Freunde getraut, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Vor zwei Jahren wurde aus der Suche nach dem perfekten Geburtstagsgeschenk für einen guten Freund eine Geschäftsidee: Maßuhren entwerfen und nach den persönlichen Vorstellungen des Kunden herstellen zu lassen. "Was gibt es Individuelleres als ein Geschenk, das eine Geschichte besitzt?", sagt Kmonitzek. "Besonders für Leute, die sich alles kaufen können, ist es genau das Richtige. Es besitzt eine persönliche Note." Zunächst nahmen die beiden Hamburger einige Aufträge neben ihren damaligen Tätigkeiten an. Seit Juli 2011 dann das endgültige Bekenntnis zu ihren Uhren: Der Designer und der Betriebswirt gründeten eine GmbH und arbeiten seitdem Vollzeit für Fischer & Cie.

Gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund Max Fischer und dem Unternehmer Rolf Schmidt-Holtz sind sie Gesellschafter des Unternehmens. Seit der Gründung haben sie rund 500 Uhren produziert, davon auch einige für Kunden im Ausland. Sie reisen sogar einmal im Monat nach London, um dort Beratungsgespräche zu führen. Die schlichteste Maßuhr gibt es ab 1800 Euro, aber "eine Obergrenze für die Kosten ist eigentlich nicht vorhanden", sagt Kmonitzek. "Ist genügend Geld da, können wir alles ermöglichen." Vor einiger Zeit bekamen er und Christopher Graf sogar von einem Kunden pures Feingold geschickt, aus dem sie dann ein eigens für die Uhr entworfenes Gehäuse in Auftrag gegeben haben.

Vom individuellen Ziffernblatt, über ausgefallene Zeiger bis hin zum besonderen Armband können Liebhaber ihre Uhr gemeinsam mit Designer Christopher Graf entwerfen. Meist sind es Männer, die ihren Traum von der Maßuhr verwirklichen wollen. "Es gibt zwei verschiedene Arten von Kunden: Die einen, die sich bereits mit einer ganz genauen Vorstellung an uns wenden - und andere, die sich inspirieren lassen und mit uns ihre Traumuhr kreieren", sagt Graf, der zuvor in einer Werbeagentur gearbeitet hat und nun, eigentlich fachfremd, Uhrenmodelle entwickelt.

Heraus kommen außergewöhnliche Stücke, die beispielsweise inspiriert sind von lieb gewonnenen Möbelstücken oder Autos, nur einen Zeiger besitzen oder eben besonders hochwertig sind und dennoch dezent. Christopher Graf umschreibt es geschickter: "Viele unserer Kunden wollen eben den Nerz nach innen tragen", sagt er.

Nach dem Kundengespräch fertigt Graf drei Entwürfe an, die der Kunde begutachtet und, wenn gewünscht, weiter verändert werden können. Beim Design orientiert sich der 38-Jährige am Budget des Kunden, das gleich zu Beginn des Entstehungsprozesses festgelegt wird. Steht das Konzept, ist Axel Kmonitzek an der Reihe. Er koordiniert die Lieferung der Einzelteile, die dann von einem freischaffenden Uhrmacher in Hamburg zu der Traumuhr des Kunden zusammengebaut werden. Die verschiedenen Komponenten stammen von denselben Zulieferern wie die bekannter Luxusmarken. Rund drei Monate werden für die Produktion gerechnet. Dann bekommt der Kunde seine maßgeschneiderte Uhr auf Polstern gebettet in einem edlen Holzkästchen überreicht. "Besonders die Herren sind dann oft stolz wie Bolle", sagt Kmonitzek. "Wenn sie die Uhren tragen, dann können sie immer erzählen, was sie sich beim Design gedacht haben. Und das geht oftmals über die Bewertung als ein reines Statussymbol hinaus."

Fischer & Cie. bietet zudem die Produktion von kleinen Serien zwischen 30 und 50 Uhren an. Kunden, wie zum Beispiel die Bucerius Law School, Suka Sport London oder auch der BMW Z3 Roadster Club haben bereits bei ihnen Kleinserien in Auftrag gegeben. Auch Gutscheine für eine Maßuhr sind beliebte Geschenke. Zu Weihnachten sei der Andrang so groß gewesen, dass eine rechtzeitige Lieferung nicht immer garantiert werden konnte, erzählt Kmonitzek. "Aber es ist ja auch ein Erlebnis, im neuen Jahr seine Traumuhr gemeinsam mit dem Partner bei uns zu entwerfen."

Weil Axel Kmonitzek und Christopher Graf von ihrer Geschäftsidee überzeugt sind, ziehen die beiden im kommenden April in ihr neues Geschäft in der HafenCity . Der Standort wird dann auch die bislang noch ausgelagerte Manufaktur beherbergen. Sollten die Geschäfte weiter so gut laufen, wollen die beiden Unternehmer weitere Uhrmacher einstellen. Für ihren Standort in direkter Nachbarschaft zum Automuseum Prototyp haben sich die Uhrenliebhaber ganz bewusst entschieden. "Wir haben die selbe Kundschaft", sagt Kmonitzek, "wo wir dann wieder beim Klischee sind - das sich aber erstaunlich oft bestätigt."