Forschungsinstitute HWWI und Ifo senken Prognosen. Aber gute Nachrichten für den Arbeitsmarkt

Hamburg/München. Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) hat seine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland wegen der Zuspitzung der Euro-Schuldenprobleme drastisch nach unten revidiert. Für 2011 werde nunmehr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,0 Prozent gerechnet, für 2012 nur noch mit einem Plus von 0,5 Prozent, teilte das Institut gestern mit. Im Juni hatte das HWWI für 2011 ein Wachstum von 3,5 Prozent und für 2012 von 2,3 Prozent erwartet.

Die Euro-Schuldenkrise greife mehr und mehr auf die Realwirtschaft über, sodass sich die Perspektiven eingetrübt hätten, erklärte das HWWI. Die guten binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die noch hohen Auftragsbestände auch aus dem Ausland hätten die negativen Einflüsse von außen bislang weitgehend abgefedert. Zudem habe die gute Beschäftigungsentwicklung Einkommen und privaten Konsum gestützt.

Wichtige Konjunkturstützen blieben auch 2012 der private Konsum und der Wohnungsbau, so die Hamburger Ökonomen. Die Beschäftigung dürfte trotz der konjunkturellen Abschwächung stabil bleiben, da die Unternehmen bestrebt seien, ihre Fachkräfte zu halten. Angesichts der unsicheren Aussichten würden die Unternehmen ihre Investitionen kaum noch ausweiten.

"Alles in allem wird die Inlandsnachfrage 2012 wie 2011 einen wichtigen, aber geringeren Wachstumsbeitrag leisten", erklärte das HWWI. Das Institut geht vom Erhalt der Euro-Zone aus, hält es aber für möglich, dass die Schuldenkrise eskalieren könnte. Eine schnelle Lösung der Struktur- und Haushaltsprobleme in den Krisenländern zeichne sich nicht ab, "sodass das Risiko einer ungünstigeren Entwicklung als hier prognostiziert größer ist, als die Chance für eine bessere".

Auch das Ifo-Institut hat gestern die Konjunkturprognose für das kommende Jahr kräftig nach unten korrigiert. Die deutsche Wirtschaft werde 2012 nur noch um 0,4 Prozent wachsen, teilten die Münchner mit. Im Gemeinschaftsgutachten der Forschungsinstitute vom Oktober hatten die Wissenschaftler noch 0,8 Prozent Wachstum erwartet. Die Arbeitslosenzahl dürfte aber immerhin noch um weitere 140 000 sinken. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sagte: "Der Aufschwung ist zu Ende. Aber 2008 wird sich nicht wiederholen, wir fahren nicht vor die Wand, es geht glimpflich aus." Maßgeblich für das geringere Wirtschaftswachstum seien die Abkühlung der weltweiten Konjunktur und die Euro-Schuldenkrise.