Reeder wollen schnelle Zertifizierung für private Sicherheitskräfte. Branche für 2012 optimistisch

Hamburg. Die deutschen Reeder drängen auf eine Regelung für den Einsatz bewaffneter Kräfte gegen Piraten an Bord. "Wir halten dies noch vor Weihnachten für möglich und können nicht verstehen, dass die Entscheidung jetzt zwischen mehreren Ministerien hin- und hergeschoben wird", sagte Ralf Nagel, Hauptgeschäftsführer und geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), am Freitag in Hamburg. Den Schifffahrtsfirmen geht es dabei um eine Zertifizierung privater Sicherheitsfirmen, von denen sie Personal übernehmen können. "Diese Zertifizierung lässt sich in wenigen Tagen erledigen", sagte VDR-Präsident Michael Behrendt. Die Entscheidung der Regierung sei überfällig. "Wir müssen Rechtssicherheit schaffen. Es geht um die Sicherheit von Seeleuten und Besatzungen, für die eine Fürsorgepflicht der Reedereien besteht."

Die konjunkturellen Aussichten für das kommende Jahr sieht Behrendt verhalten optimistisch. "Wir rechnen mit einem Zuwachs von sieben Prozent bei den Ladungsmengen und gehen nicht von Überkapazitäten bei der Tonnage aus", sagte der Verbandspräsident, der auch Vorstandschef von Hapag-Lloyd ist. 2011 habe jedoch ein ruinöser Kampf um Marktanteile die Fracht- und Charterraten - die Preise für den Transport der Container sowie für das Mieten von Frachtern - unter ein auskömmliches Niveau gedrückt. Dies sei bei den steigenden Ladungsmengen nur schwer nachvollziehbar. "Das ist so, als wenn Apple sagen würde, wir verkaufen das iPhone wegen der hohen Nachfrage zum halben Preis." Mit einer weiteren Konsolidierung in der Branche rechnet der Verbandschef zwar nicht. Es sei jedoch heute schwerer als vor fünf Jahren, Kredite bei Banken zu bekommen. Die schwierige finanzielle Situation hätten 20 Ein-Schiffs-Gesellschaften nicht überstanden.

Nachdem der Bundestag für 2012 und die kommenden Jahre jeweils 60 Millionen Euro als Kompensation für die höheren Kosten von Frachtern unter deutscher Flagge bereitgestellt hat, zieht der Verband jetzt nach. "Wir werden von Anfang 2012 an jährlich mindestens 30 Millionen Euro für die Sicherung der Arbeitsplätze und die Ausbildung bereitstellen", sagte Hauptgeschäftsführer Nagel. Das habe die Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen. Die Summe sollen alle Reedereien aufbringen, die nicht unter deutscher Flagge fahren. "Wir sichern damit auch den Nachwuchs an Nautikern für die gesamte Schifffahrtsbranche mit insgesamt 400 000 Arbeitsplätzen", sagte Nagel.

Die Reedereien unter deutscher Flagge profitieren auch von der für sie günstigen Tonnagesteuer. Als Voraussetzung dafür fordert die EU-Kommission jetzt, dass von Ende 2012 an 60 Prozent aller Schiffe in den einzelnen Ländern der Gemeinschaft unter europäischen Flaggen fahren müssen. Derzeit liegt die Quote in Deutschland bei 27 Prozent. "Ich habe aber keine Zweifel, dass wir in Deutschland den geforderten Anteil bis zum Jahresende erfüllen werden", sagte Behrendt. "Vielleicht kommen dann auch neue Schiffe unter die deutsche Flagge." Derzeit fahren im internationalen Verkehr 440 der insgesamt 3779 Schiffe der Flotte unter Schwarz-Rot-Gold.