Auch Zara, H&M und Amazon geraten in der Textilbranche unter Druck. Höhere Baumwollpreise und steigende Löhne in China belasten Otto.

Hamburg. Gestiegene Preise für Baumwolle und höhere Kosten für Löhne der Näherinnen in Fernost belasten das Ergebnis des weltgrößten Textilhandelskonzerns Otto. "Nach dem sehr erfreulichen Gewinn 2010 wird der Ertrag des laufenden Jahres etwas geringer ausfallen", sagte Thomas Voigt, Sprecher des Hamburger Handelsunternehmens. Der Preisdruck insbesondere bei Bekleidung habe darüber hinaus dazu geführt, dass Otto die gestiegenen Kosten nicht an die Kunden habe weitergeben können.

Die Otto Group, die einen Großteil ihres Geldes mit Textilien verdient, steht diesen Herausforderungen nicht alleine gegenüber: Neben dem Unternehmen der Familie Otto, das in Hamburg 10 000 und weltweit 50 000 Mitarbeiter beschäftigt, hat zuletzt auch die schwedische Modekette H&M einen schwächeren Gewinn prognostizieren müssen. Daneben melden Zara und der Online-Händler Amazon schlechtere Geschäfte mit Textilien. Die Flutkatastrophe in Pakistan, das einen großen Teil der weltweiten Baumwollproduktion abdeckt, hat den Rohstoff teurer werden lassen. Außerdem werden die Arbeiterinnen in den chinesischen Textilfirmen immer besser bezahlt. Im Reich der Mitte führten auch schärfere Umweltauflagen dazu, dass Bekleidungsfabriken höhere Preise von ihren Kunden in den Industrieländern verlangen. Inzwischen ist es für die Branche zudem auch nur noch in begrenztem Umfang möglich, die Produktion von Schuhen oder T-Shirts in Länder wie Bangladesch zu verlagern, in denen das Lohnniveau noch niedriger ist als in der Volksrepublik. Die schlechtere Infrastruktur und unsichere politische Bedingungen verhindern, dass die Textilproduktion weiterzieht in Billigstlohnländer. Die Karawane sei angekommen, heißt es in der Branche.

+++ Bewährtes Duo - Otto bestätigt Führungsspitze +++

Bei der Bilanzvorlage im Juni hatte die Otto Group mit Marken wie Otto, Trois Suisse und Bonprix noch einen Gewinnzuwachs im einstelligen Prozentbereich für das im Februar auslaufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellt. Allerdings werde sich die Entwicklung nicht negativ auf die Sicherheit der Jobs auswirken, zumal sich die Erlöse gut entwickelten. "Wir können sicher sagen, dass die Gruppe das Geschäftsjahr mit einem Umsatzzuwachs im einstelligen Prozentbereich abschließen wird", sagte Voigt. Das Online-Geschäft, das bei Otto inzwischen mehr als die Hälfte der Erlöse beisteuert, wachse um ein Fünftel. "Wir erleben zurzeit auch keine Kaufzurückhaltung zu Weihnachten", sagte Voigt mit Blick auf den deutschen Markt. "Wir spüren keine Kaufzurückhaltung wegen der Euro-Krise." Die Regionen entwickelten sich allerdings unterschiedlich. Während die Gruppe in Russland hohe Zuwachsraten erziele, sei das Geschäft in den Schuldenstaaten Südeuropas "besonders schwierig".

Während Otto in seinem weltweiten Geschäft derzeit mit großen Veränderungen zu kämpfen hat, einer unsicheren Konjunktur gegenübersteht und sich verstärkt auf den Online-Handel einstellen muss, setzt der Konzern intern auf seine gewohnte Kontinuität: Die Verträge von Hans-Otto Schrader an der Unternehmensspitze und die des stellvertretenden Vorstandschefs Rainer Hillebrand wurden im Sommer bis 2016 verlängert. Beide bleiben damit bis zum Alter von 60 Jahren, der Altersgrenze für Vorstände der Otto Group, an der Spitze des Konzerns.