Der Aufsichtsrat der Werftenholding ThyssenKrupp Marine Systems trifft sich am Freitag. Jobgarantie für fünf Jahre bei Blohm + Voss?

Hamburg. Das Poker um den Verkauf der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss geht in die entscheidende Runde. Nach Abendblatt-Informationen könnte dem Aufsichtsrat der Werftenholding ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) am Freitag eine Beschlussvorlage zur Veräußerung der Werft vorgelegt werden. Einziger Interessent für den zivilen Bereich des Schiffbaubetriebs mit knapp 1500 Beschäftigten ist der britische Finanzinvestor Star Capital Partners.

"Die Gespräche sind weit fortgeschritten. Eine Entscheidung soll spätestens bis zur Hauptversammlung am 20. Januar fallen", sagte gestern eine Sprecherin von ThyssenKrupp. Derweil wird weiter über die möglichen Inhalte des Kaufvertrags spekuliert. Der Bremer "Weser-Kurier" berichtet von einem Kaufpreis in Höhe von 20 bis 22 Millionen Euro und von einer fünfjährigen Beschäftigungsgarantie. Branchenkenner nennen den genannten Preis ein "Schnäppchen". Damit sei der Industriebetrieb "vollkommen unterbewertet". Allein der Maschinenbau von Blohm + Voss sei mehr wert. Im Geschäftsjahr 2009/2010 erwirtschaftete der zivile Bereich der Werft 476 Millionen Euro Umsatz.

+++ Blohm+Voss soll offenbar noch 2011 verkauft werden +++

+++ Lürßen gibt Pläne für Blohm + Voss auf +++

In den vergangenen Wochen hatte es einen Bieterkampf zwischen dem Bremer Werftenbesitzer Friedrich Lürßen und Star Capital Partners um den Hamburger Schiffbauer gegeben. Lürßen war mit seiner Offerte allerdings sowohl beim TKMS-Management als auch bei den Betriebsräten abgeblitzt. Weil er keine Aussicht mehr auf einen Erfolg sah, zog Lürßen am Montag sein Angebot zurück. Nun bleibt für TKMS nur noch die Offerte der Briten. Sie haben sich bisher in den Bereichen Telekommunikation, Gesundheit, Verkehr und Abfallwirtschaft engagiert. In Deutschland sind sie an Altenheimen beteiligt. Ihr neuestes Projekt ist eine Elektrizitätsleitung zwischen Großbritannien und Frankreich.

ThyssenKrupp steht derweil massiv unter Druck seitens seiner Aktionäre. Der Stahlkonzern hatte die Anleger kürzlich mit einem Milliardenverlust schockiert. In dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr musste der Konzern 2,9 Milliarden Euro abschreiben - vor allem wegen Problemen mit neuen Stahlwerken in den USA und Brasilien. ThyssenKrupp schrieb dadurch einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 927 Millionen Euro im Vorjahr.