Die Hamburger Dauerholz AG entwickelt Wachs, das heimische Latten wetterbeständig macht. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt.

Hamburg. Selbst erfahrene Experten schauen Olaf Weber bei Präsentationen seines Produktes oft an, als wenn er vor ihnen übers Wasser laufen wollte. So ungewöhnlich ist die Idee seines Arbeitgebers. Holzhändler schütteln ungläubig den Kopf, und beim Patentamt musste der 46-Jährige den Beamten sechs Stunden lang erklären, warum eine Hamburger Firma das Rad sozusagen noch einmal neu erfinden konnte: dass es der Dauerholz AG gelungen ist, den deutschen Ersatz für Tropenholz zu finden. Ein absolut wetterbeständiges Material aus heimischen Wäldern.

Mit Geduld und Überzeugungsarbeit hat Olaf Weber, Vorstand der Dauerholz AG, sich durchgesetzt. Die Erfindung hat das Patent bekommen. Dauerholz wurde dafür von mehreren Umweltverbänden und sogar von der Aktion Land der Ideen der Bundesregierung ausgezeichnet. Und die Holzhändler bestellen so viele Latten, dass die Firma zuletzt bereits 14 Wochen Lieferzeit hatte. Zu verdanken hat die Dauerholz AG die Innovation ihrem Gesellschafter und Gründer, Jan Nies. Der Hamburger betätigt sich heute nur noch im Aufsichtsrat, hat dort als weitere Kontrolleure und Mitgesellschafter bekannte Persönlichkeiten aus der Hamburger Wirtschaft gewonnen, wie Klaus Lange, ehemaliger Geschäftsführer der Fielmann-Gruppe und den Gründer der Systematics AG, Detlef Fischer.

Jan Nies ist Tischler und hatte die Idee, heimisches Holz mit Wachs zu tränken - und das Material dabei so vollständig zu durchdringen, dass das Endprodukt für 15 Jahre vor dem Verrotten geschützt ist. Bisher konnte Holz dagegen nur an der Oberfläche imprägniert und damit für kurze Zeit vor Pilzbefall geschützt werden.

Eine vergleichbare Robustheit wie beim Dauerholz kannte die Branche zudem nur von Tropenhölzern wie Teak, Mahagoni oder Bangkirai, die allerdings in guter Qualität immer seltener werden. Noch heute verschwinden nach Schätzung von Greenpeace weltweit rund 13 Millionen Hektar Wald im Jahr. Doch ist der Raubbau an den Regenwäldern mit seinen verheerenden Folgen für die Natur und den Klimaschutz immer mehr Herkunftsländern in den Tropen bewusst, sodass der Handel mit Holz aus Südostasien oder Südamerika stark reglementiert und nach und nach illegalisiert wird. Die Folge: Tropenholz wird von nachhaltig arbeitenden Firmen so gut wie nicht mehr verarbeitet und außerdem immer teurer.

"In Deutschland haben wir dagegen ausschließlich nachhaltige Forstwirtschaft", sagt Olaf Weber. Es gebe einen Generationenvertrag im Holz, sodass die Firma Dauerholz den Rohstoff, den sie aus der Lüneburger Heide und dem Bayerischen Wald bezieht, mit gutem Gewissen verarbeiten kann. Schließlich wächst der deutsche Wald um 110 Millionen Kubikmeter im Jahr.

Nach etlichen Jahren des Tüftelns an den optimalen Herstellungsprozessen für das Dauerholz hat die Firma für ihr Material die Serienreife erreicht. In den vergangenen Monaten ist für gut 13 Millionen Euro eine professionelle Produktion in Dabel bei Schwerin entstanden. Dort fertigen gut 50 Mitarbeiter in einer ehemaligen Kaserne das wetterbeständige Holz, indem sie unbehandelte Latten für drei Tage in riesigen Tanks unter Druck mit dem Wachs tränken. Das Endprodukt ist geeignet für den Einsatz auf Terrassen, für Unterkonstruktionen, für Bänke, Spielgeräte und soll künftig auch für Bahnschwellen verwendet werden. "Diese Hölzer wurden bisher noch mit einem toxischen Holzschutzmittel bearbeitet, das von der EU aber bald verboten werden könnte", sagt Olaf Weber, der in seiner Freizeit übrigens gerne mit seinem Strandsegler unterwegs ist und regelmäßig an staunenden Spaziergängern in St. Peter-Ording vorbeidüst.

Die Nachfrage nach der Hamburger Erfindung wächst rasant: Für 2012 stehen schon Aufträge für 6000 Kubikmeter Terrassenholz in den Büchern der Firma. Das entspricht einer Steigerung des Volumens um 400 Prozent gegenüber dem laufenden Jahr, freut sich Weber. Das Wachstum dürfte im nächsten Jahr auch zu neuen Jobs in der Hamburger Zentrale mit bisher zehn Mitarbeitern führen.

Weber schaut aber weiter in die Zukunft. "Wir wollen das Produkt in Lizenz auch im Ausland fertigen lassen und irgendwann an die Börse gehen", sagt der ehemalige Unternehmensberater. Als attraktiven Zielmarkt hat Weber unter anderem die USA ins Visier genommen. Dort trifft Dauerholz allerdings auf ganz neue Herausforderungen für den Baustoff: "In Amerika macht uns ein Tier das Leben schwer", sagt Weber. "Ganze Häuser werden dort von Termiten zerfressen."