Kunden klagen über Beitragserhöhungen von bis zu 38 Prozent

Hamburg. Klaus Z. war schockiert, als er den Beitragsbescheid seiner privaten Krankenversicherung für das nächste Jahr bekam. "30 Prozent muss ich mehr bezahlen", sagt der 77 Jahre alte Hamburger Rentner, der bei der Central versichert ist. Künftig muss er 525 Euro überweisen und alle Behandlungen bis 650 Euro selbst tragen. Noch schlimmer trifft es Burger D., ebenfalls Central-Kunde. Sein Beitrag erhöht sich um 38 Prozent. "Wenn ich nicht noch als Unternehmensberater nebenbei arbeiten würde, könnte ich die Beiträge nicht aufbringen", sagt der 67-Jährige dem Abendblatt.

Solche Nachrichten sind für die knapp neun Millionen Privatversicherten in diesen Tagen nicht ungewöhnlich. Sie müssen mit deutlichen Beitragserhöhungen rechnen, die im Marktdurchschnitt bei fünf bis sieben Prozent liegen. "Aber viele Kunden erhalten Beitragsrechnungen mit deutlich höheren Anhebungen", sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Das belegt auch eine Studie des Beratungsunternehmens Franke und Bornberg aus Hannover. "Bei elf Tarifen im unteren Leistungssegment haben wir Erhöhungen im Neugeschäft für 2012 zwischen elf und 23 Prozent registriert", sagt Unternehmenschef Michael Franke. "Bei den Versicherten im Bestand dürften sich die Anpassungen in ähnlichen Höhen bewegen."

Anders als etwa bei der Kfz-Versicherung können die Betroffenen nicht einfach den Anbieter wechseln. "Dann würden sie ihre Altersrückstellungen, die die Beitragserhöhungen im Alter dämpfen sollen, verlieren", sagt Boss. Außerdem ist jeder Anbieterwechsel mit einer erneuten Gesundheitsprüfung verbunden. Das kann dazu führen, dass Risikozuschläge verlangt werden oder Kunden gar nicht mehr aufgenommen werden. Wer das 55. Lebensjahr vollendet hat, dem bleibt auch eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung generell versperrt. "Die einzige Möglichkeit ist meist, in einen günstigeren Tarif seiner Gesellschaft zu wechseln", sagt Boss. "Das habe ich bereits vor einigen Jahren getan, weil ich einen Beitrag von 800 Euro monatlich nicht mehr aufbringen konnte", sagt Klaus Z. "Damit verzichte ich auf die freie Arztwahl, das Einzelzimmer und die Chefarztbehandlung."

Ein Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft ist allerdings nicht einfach. Denn enthält der neue Tarif Leistungen, die der alte nicht beinhaltete, kann die Gesellschaft einen Risikozuschlag erheben. "Das wird häufig genutzt, um einen Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft abzublocken", sagt der Hamburger Versicherungsberater Rüdiger Falken. "Oft stellen wir dann bei der Analyse des Tarifs fest, dass die tatsächlichen Leistungsverbesserungen weit geringer sind als vom Versicherer ausgewiesen." Mitunter werden Versicherte auch mit fadenscheinigen Argumenten vom Tarifwechsel abgehalten. "Da hilft dann nur ein Brief an den Vorstand", sagt Falken.

Wer durch seine Krankenversicherungsbeiträge in finanzielle Not und den Zustand der Bedürftigkeit gerät, kann verlangen, dass die Krankenversicherung den Monatsbeitrag halbiert. Eine weitere Möglichkeit, Kosten zu begrenzen, ist der Wechsel in den Basis- oder Standardtarif.