Die Handelskammer schlägt in einer Studie Standorte in Harburg, Bergedorf, Rotherbaum, Eppendorf, Rothenburgsort und Lurup vor.

Hamburg. Die Wirtschaft in der Hansestadt sorgt sich um die Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs als Forschungsmetropole. Die Stadt habe einen Nachholbedarf an Technologie- und Innovationsparks für forschende Unternehmen, sagte Thomas M. Schünemann, Vize-Präses der Handelskammer. "Während es bundesweit bereits 346 solcher Einrichtungen gibt, hat Hamburg diesen Trend leider versäumt, während sich andere Regionen insbesondere im Süden erfolgreich als Hochtechnologiestandort positionieren konnten", so Schünemann. In der Hansestadt gibt es bislang nur einen Technologiepark in Harburg .

Wenn es nach dem Willen der Kammer geht, soll die Stadt zügig aufholen. Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz und Schünemann präsentierten gestern unter dem Logo "HIP Hamburg Innovations Parks" sechs mögliche Standorte für die gemeinsame Hochtechnologie-Forschung von Wirtschaft und Universitäten.

+++ Hamburger Senat sieht die Wirtschaft gefordert +++

+++ Spitzentechnik auf dem Campus +++

Die HIPs sollen Flächen sowie Service- und Beratungsleistungen für Unternehmensgründer vorhalten, aber auch innovative Firmen beherbergen, die schon länger als fünf Jahre bestehen. Zudem sollen sich dort weitere Unternehmen aus dem In- und Ausland ansiedeln können.

"Wir wollen Hamburg als Forschungsstandort ausbauen, damit wir künftig nicht mehr nur mit der Schönheit der Stadt, sondern auch mit ihrer Stellung als Forschungshochburg für Ansiedlungen von Firmen werben können", so Schmidt-Trenz. Wichtig sei, dass die neuen Parks in direkter Nähe zu Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen entstehen. Unter anderem appelliert Schmidt-Trenz an Hamburgs Senat, ein neues HIP in Harburg zu errichten. Dort würde ein Innovationszentrum von der Nähe zur TU Hamburg-Harburg mit ihren Forschungsschwerpunkten Biotechnologie, Energie- und Umwelttechnik profitieren. Passend wäre auch die Nähe zum Channel Harburg, in dem sich bereits Firmen angesiedelt haben. Standort für das HIP Harburg könnte die Bahnhofsinsel zwischen Schlachthofstraße und der Harburger Umgehung (A 253) sein.

Für ein HIP in Bergedorf spricht laut Schmidt-Trenz die dortige Fakultät Lifescience, also Gesundheitswirtschaft, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Geeignete Flächen für ein HIP seien südlich des Bergedorfer Zentrums und östlich des Curslacker Neuen Deichs vorhanden. Direkt an das Uniklinikum Eppendorf mit seiner Krebsforschung könnte ein weiteres HIP angegliedert werden. Doch die Flächen auf dem Gelände sind zu klein, so dass Schmidt-Trenz eine Verlagerung der dortigen Sportflächen vorschlägt.

In Verbindung mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) macht laut Schmidt-Trenz ein Innovationspark in Lurup mit den Forschungsbereichen Physik, Chemie, Pharmazie, Biologie und Materialwissenschaften Sinn. Die Flächen neben dem Desy gehören bereits der Stadt. "Kern des HIP in Lurup könnte ein Max-Planck-Institut werden", so Schmidt-Trenz. Das HIP Rotherbaum in Uni-Nähe soll in der Gewerbeschule G2 an der Bundesstraße und in der Reinfeldstraße untergebracht werden. Im Dreieck zwischen den Unis Hamburg und Harburg, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der HafenCity-Universität soll das HIP Rothenburgsort entstehen. Geforscht würde dort im Bereich der grünen Technologien. "Das bis zu 46 Hektar große Areal könnte zu Hamburgs größtem technologieorientierten Industrie- und Gewerbegebiet werden", so Schmidt-Trenz.

Bislang hat die Handelskammer nur Pläne vorgestellt, von denen sie Hamburgs Politik nun überzeugen muss. Die Stadt müsste die Parks auch mit Anfangsinvestitionen, etwa durch die Vergabe günstiger Grundstücke, fördern. Zudem rechnet der Kammer-Chef damit, dass Projektentwickler Interesse am Bau der Innovationsparks hätten. Schmidt-Trenz ist zuversichtlich, dass das erste HIP noch in dieser Legislaturperiode an den Start gehen kann.

"Mit 20 staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen mit mehr als 7500 Forschern und knapp 80 000 Studierenden sind die Voraussetzungen für Innovationen made in Hamburg sehr gut", sagte Vizepräses Schünemann. Die Stadt könnte von den Parks massiv profitieren. "In den 346 bisherigen Einrichtungen in Deutschland wurden mehr als 40 000 Unternehmensgründungen begleitet und mehr als 248 000 Arbeitsplätze geschaffen."