Deutsche vertrauen bei der Geldanlage laut einer Studie eher Gütern des täglichen Bedarfs als klassischen Finanzprodukten.

Hamburg. Nicht erst seit den jüngsten Alarmmeldungen in der Euro-Schuldenkrise nimmt das Vertrauen der Deutschen in Finanzprodukte der Banken ab. Dagegen gehören das Auto und Elektrogeräte - gleich nach der Immobilie - zu den beliebtesten Sachwerten der Anleger, in die sie zumindest in normalen Zeiten gern investieren würden. Aktien jedoch werden mehrheitlich nicht als Sachwert angesehen, und auch Gold rangiert erst an fünfter Stelle, noch hinter neuen Möbeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die die Sparda-Bank Hamburg bei der Steinbeis-Hochschule Berlin in Auftrag gegeben hat und die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

"Es ist für uns selbst überraschend, dass Konsumgüter einen so hohen Stellenwert einnehmen", sagt Matthias Krautbauer von der Steinbeis-Hochschule dem Abendblatt. Denn ein neues Auto hat schon mehrere Tausend Euro an Wert verloren, sobald es den Hof des Händlers verlassen hat. Zum ersten Mal wurde in einer repräsentativen Studie umfassend erfragt, was die Deutschen für Sachwerte halten und in welche sie investieren würden - im Normalfall und in Krisenzeiten wie jetzt.

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Dabei machen sie durchaus bedeutende Unterschiede. Nach den Immobilien (90 Prozent) sehen die Deutschen Gold als den zweitwichtigsten Sachwert (80 Prozent) noch vor Autos (72 Prozent) an. Doch nur 32 Prozent würden in normalen Zeiten zu dem Edelmetall greifen.

"Da Gold jetzt prominent in den Schlagzeilen auftaucht, wird es auch in der Umfrage häufig genannt. Für sich selbst setzen die Verbraucher dann aber andere Prioritäten", versucht Krautbauer den Widerspruch zu erklären. Ein weiterer Grund: Die Einkommen reichen nicht aus, um Anlagen wie Immobilien oder Gold zu erwerben. "Aufgrund dieser Tatsache werden in den ärmeren Bevölkerungsschichten Geldanlagen vermehrt in Güter des täglichen Gebrauchs wie Elektrogeräte oder Möbel getauscht", sagt Krautbauer. "Fast zwei Drittel aller Deutschen sind ohne nennenswertes Vermögen", ergänzt Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg.

Die Angst vor steigender Inflation und der Wunsch, kein Kapital durch Marktschwankungen zu verlieren, sind die wichtigsten Gründe für die Flucht in wertstabile Anlagen. Ein weiteres Motiv (18 Prozent) sind die im derzeitigen Zinstief geringen Erträge bei Geldanlagen. Mit Ausnahme von Immobilien und Aktien spielen Sachwerte allerdings der Umfrage zufolge keine große Rolle bei der Finanzberatung. Dennoch gab jeder Dritte an, sich verstärkt mit Sachwerten zu beschäftigen. Seit Beginn der Finanzkrise bejahen 26 Prozent einen verstärkten Erwerb solcher Güter. Das ist der höchste Wert im Vergleich zu vorangegangen Krisen. Selbst beim Platzen der Internetblase 2000 waren es nur 14 Prozent, die in Sachwerte flüchteten.

In Krisenzeiten verändert sich auch der Blick der Deutschen auf werthaltige Anlagen. In der aktuellen Finanzkrise investieren die Anleger (65 Prozent) bevorzugt in Gold. Das Edelmetall liegt damit noch vor Immobilien (48 Prozent) und Diamanten (40 Prozent). Aktien spielen mit 23 Prozent eher eine untergeordnete Rolle. Die Dividendenpapiere werden nur von vermögenden und risikobereiten Anlegern überdurchschnittlich bevorzugt. Von den Risikobereiten wollen 52 Prozent in diese Anlageform investieren.

Bei Menschen mit einem Anlagevermögen von mehr als 150 000 Euro sind es 40 Prozent. "Die gehobene Mittelschicht erwirbt weitere Immobilien", sagt Bankchef Wings. "Und die Superreichen kaufen heute überwiegend physisches Gold. Ihre Aktienbestände sind schon aufgefüllt."