Der Hamburger Arne Glage löst ein Grundproblem in seinem Lieblingssport Golf: Der Ball hinterlässt keinen Kunststoffrest im Meer.

Hamburg. Wenn Arne Glage erklären soll, was er beruflich macht, sagt er: "Ich bin Problemlöser." Eine sehr ambitionierte Berufsbezeichnung, die sich der Golfexperte zugelegt hat. Aber zumindest wenn es um "seinen" Sport geht, scheint es nichts zu geben, was der 37-Jährige nicht organisieren kann. Ein Hotel will sein Schwimmbad in eine Indoor-Golfanlage verwandeln? Kein Problem. Eine Fernsehproduktion braucht einen Experten, damit eine Golfplatzszene realistisch wirkt? Der Hamburger ist sofort zur Stelle. Und bekommt eine Reederei Probleme mit Umweltschützern, weil die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes Golfbälle vom Deck ins Meer schlagen? Dann lässt er Bälle entwickeln, die sich im Wasser zu Fischfutter auflösen - sein bisher außergewöhnlichster Auftrag.

"Ich muss zugeben, dass das Spielen mit diesen Bällen für einen geübten Golfer ungewohnt ist", sagt Glage und lässt zwei der weißen Kugeln zwischen seinen Fingern hin- und herrollen. Er selbst ist seit seiner Jugend auf dem Golfplatz zu Hause. "Man merkt es schon beim Abschlag. Sie sind sehr hart und haben einen ganz anderen Spin als normale Bälle."

Ein Reeder hatte Glage sein Leid geklagt, dass Delfine Golfbälle verschluckt hätten, die von einem seiner Schiffe ins Meer geschlagen worden waren. Umweltschützer seien nach dem Tod der Tiere auf die Barrikaden gegangen. Auf der weltgrößten Golfmesse in Orlando in Florida stellte der umtriebige Geschäftsmann daraufhin den Kontakt zu einem Golfzulieferer her. Gemeinsam entwickelte man einen Ball aus gepresstem, handelsüblichem Fischfutter. "Das ist naheliegend, aber bisher ist noch niemand darauf gekommen", freut sich Glage. Rund 45 Gramm wiegen die in einer Fabrik in Texas hergestellten kleinen Kugeln. Damit sind sie ähnlich schwer wie ein durchschnittlicher Golfball.

Hamburger Kaffeemühlen-Hersteller ist Weltmarktführer

Wird die Kugel nicht von Tieren gefressen, löst sie sich binnen 72 Stunden im Wasser auf. "Der Ball hinterlässt keinen Kunststoffrest im Meer. Das freut die Umwelt - und meine Kunden freuen sich auch." Für den Laien sehen die Fischfutterkugeln echten Golfbällen zum Verwechseln ähnlich. Rund 50 000 Stück verkauft Glage davon pro Jahr auf dem europäischen Markt, gut zwei Euro kostet ein Ball. "Ein Nischenmarkt eben, von dem man nicht reich wird", sagt der passionierte Golfspieler. Der gelernte Betriebswirt besitzt seit der Entwicklung die Verkaufsrechte für ganz Europa. Seine Kunden sind größtenteils Händler für Golfzubehör und Schiffsausrüster. Auf Kreuzfahrtschiffen wie der "Europa", der Aida-Flotte oder auf Flusskreuzfahrern gingen seine Ökobälle bereits über die Reling.

Für wirtschaftlich wesentlich rentabler hält Glage jedoch sein neuestes Produkt: den Tee-Shaker, mit dem der Hamburger große Hoffnungen verbindet. In dem kleinen, zylinderförmigen Behälter, der mit einer Kordel an der Golftasche befestigt wird, können die Sportler die kleinen Holzstäbchen deponieren, auf die der Ball zum Abschlag gelegt wird. "Normalerweise steckt man die spitzen Tees einfach in die Hosentasche", sagt der 37-Jährige. "Aber jeder Golfer wird einmal die schmerzende Erfahrung gemacht haben, wenn sich die Tees bei unvorsichtigem Bücken nach dem Ball in die Oberschenkel bohren." Durch eine Gummiöffnung an der Oberseite können die Holzstäbchen hineingesteckt werden, durch Schütteln fallen sie an der Unterseite für den nächsten Abschlag wieder heraus. Das Patent entwickelte der Amerikaner Ronnie Covington, den Arne Glage 2008 auf der Golfmesse in Florida kennenlernte. Nachdem er seit 2010 den Vertrieb in Europa für das Produkt übernommen hatte, kaufte er vor einer Woche nach dem plötzlichen Tod des Entwicklers den Erben Covingtons die Firma und das Patentrecht ab.

Glage ist vom Erfolg des Produkts überzeugt: "Nicht nur weil es für den Golfer ein komfortables Zubehör ist, sondern weil es kein effektiveres Werbemittel für Unternehmen im Bereich des Golfsports gibt." Bisher lassen Firmen Bälle mit ihrem Logo bedrucken, die aber nach nur wenigen Löchern im Wald oder in einem Wasserhindernis verschwinden. Der Tee-Shaker würde als praktisches Zubehör über lange Zeit an der Golftasche hängen. Kunden wie die Haspa, VW, Kempinski oder T-Systems konnte Glage bereits überzeugen, den Shaker mit ihrem Logo zu bedrucken und an Kunden zu verschenken. Mit dieser Idee will Glage den internationalen Durchbruch schaffen. Schon jetzt überlegt er, seinen Lebensmittelpunkt in die USA zu verlegen, um von dort aus seine Geschäfte zu führen.