Frankfurt. Die neuen Kapitalanforderungen der EU drohen für Commerzbank-Chef Martin Blessing zu einer Mammutaufgabe zu werden. Deutschlands zweitgrößter Bank fehlen wahrscheinlich rund fünf statt der erwarteten 2,9 Milliarden Euro Eigenkapital, um auf die geforderte Quote von neun Prozent zu kommen, wie mehrere mit den Zahlen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Um die Auflagen aus eigener Kraft zu erfüllen, will Blessing die Bilanzrisiken im kommenden halben Jahr drastisch herunterfahren. Dass das reicht, bezweifeln Experten. Blessing hat seine Zukunft als Vorstandschef daran geknüpft, dass die teilverstaatlichte Bank nicht nochmals Staatshilfe beanspruchen muss. Die radikale Schrumpfkur dürfte nicht nur zulasten des Auslandsgeschäfts gehen, sondern auch Kommunen in Deutschland treffen, denen die Commerzbank Milliarden leiht.

Die Hiobsbotschaft löste an der Börse Spekulationen aus, dass die Bank zusätzlich auf eine Kapitalerhöhung setzt. Die Aktie stürzte zeitweise um mehr als zehn Prozent auf ein Allzeittief von 1,20 Euro. Das torpediert eine Kapitalspritze, weil die Bank neue Papiere nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro ausgeben darf. Auch den Bankenrettungsfonds SoFFin will Blessing nicht noch einmal anzapfen. "Da gehe ich nicht noch mal hin", sagte er kürzlich. Deshalb bleibt ihm nur, die Bilanz - durch Einschränkungen bei der Kreditvergabe oder den Verkauf von Firmenteilen oder Portfolien - so deutlich abzubauen, dass das vorhandene Kapital zur Unterlegung der Risiken reicht. Doch das ist ein Balanceakt: Die Bank darf dabei keine Verluste hinnehmen, die das Kapital weiter aufzehren.