Berlin. Die Autofahrer in Deutschland sind aus Sicht des Bundeskartellamts den fünf großen Tankstellenketten ausgeliefert. Diese bildeten ein "wettbewerbsloses Oligopol" und beherrschten damit den Markt. Behördenchef Andreas Mundt sagte gestern in Berlin: "Man müsste über Maßnahmen nachdenken, um in dieses in sich ruhende Oligopol ein bisschen Unruhe hineinzubringen." Die Mittel der Wettbewerbshüter reichten dafür nicht.

Mundt warf Aral/BP, Shell, Jet, Esso und Total vor, freien Tankstellen Kraftstoff zu teuer zu verkaufen und so die Konkurrenz zu schwächen. Die Fünf änderten ihre Preise häufig nahezu zeitgleich und nach einem immer wiederkehrenden Muster. Erhöhungen seien anders als behauptet nicht immer auf stärkere Nachfrage zurückzuführen, kritisierte Mundt: "Ostern wird nicht mehr getankt als zu anderen Zeiten."

Der Kartellamtschef warnte auch vor Wettbewerbsverzerrungen durch die Förderung erneuerbarer Energien. Die erneuerbare Energie müsste in den Markt integriert werden. "Da muss die Politik vielleicht ein bisschen mutiger werden." Derzeit herrsche in dem Bereich Planwirtschaft. Die Förderung von Strom aus Sonne, Wind und Wasser sei zu hoch. Der Preis dafür bilde sich zu wenig am Markt.

Unterdessen wiesen Verbraucherschützer darauf hin, dass energieintensive Unternehmen mit einem jährlichen Stromverbrauch von mindestens zehn Gigawattstunden durch die künftige Befreiung von Netzentgelten rund eine Milliarde Euro sparen. Dafür würden normale Haushaltskunden, klein- und mittelständische Unternehmen stärker belastet, sagte der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters.