Umsatz mit teuren Uhren und Schmuck steigt um zehn Prozent auf 191 Milliarden Euro. Hamburger Juweliere profitieren

Hamburg. Juwelier Moser an der Hamburger ABC-Straße ist eine dezente Adresse. Von außen ist kaum zu erahnen, dass in den hell gestalteten Geschäftsräumen sündhaft teure Uhren im Wert von zigtausend Euro den Besitzer wechseln. Exklusive Zeitmesser der Schweizer Marke deGrisogono gibt es hier, deren hochkarätiges Gold sich unter einer mattschwarzen Oberfläche versteckt. "Unsere Kunden legen Wert auf Understatement", sagt Christina Moser, die das Geschäft zusammen mit ihrem Bruder und Inhaber John A. Moser führt.

Ganz bewusst haben sich die Geschwister Mitte dieses Jahres für den Standort zwischen ABC-Straße und Hohe Bleichen entschieden. Die Shops von Prada und Armani sind gleich um die Ecke, auch die Nobelmeile Neuer Wall liegt nur wenige Meter entfernt. Betuchte Hamburger, aber auch viele ausländische Touristen kaufen hier ein. "Das Geschäft läuft gut, Hamburg entwickelt sich immer mehr zum Luxus-Mekka in Deutschland", sagt Christina Moser.

Juwelieren und Modedesignern kommt dabei die weltweit wachsende Lust am Luxus zugute. Laut einer aktuellen Studie der Managementberatung Bain & Company sind sündhaft teure Uhren, edle Stoffe und kostspielige Parfüms ein einträgliches Geschäft. Der Markt dürfte in diesem Jahr um zehn Prozent wachsen und damit einen Rekordumsatz von rund 191 Milliarden Euro verzeichnen. Zur Jahresmitte hatten die Fachleute noch ein Plus von acht Prozent erwartet. Auch im kommenden Jahr dürfte das Luxusgeschäft weiter zulegen und bis 2014 jährlich um sechs bis sieben Prozent wachsen.

"Trotz der Schwierigkeiten durch die internationalen Turbulenzen und die wirtschaftliche Unsicherheit erfährt der Luxussektor eine Art Antikrise", sagt Bain & Company-Partner Rudolf Pritzl. Teure Uhren und Schmuck würden angesichts der Schwierigkeiten auf den Finanzmärkten vermehrt als Wertanlagen gekauft. Daher erkläre sich, dass dieses Segment mit 18 Prozent besonders stark zulege.

Der Trend geht zudem zum Verkauf in markeneigenen Läden, Warenhäuser verlieren im Gegenzug langsam an Bedeutung. Eigene Stores von Gucci oder Prada legten 50 Prozent schneller zu, stünden international bereits für fast 30 Prozent des Absatzes, hieß es.

In Deutschland wird der Luxussektor nach Einschätzung des Experten in diesem Jahr um sieben Prozent wachsen. Mit einem Umsatz von 8,3 Milliarden Euro lag die Bundesrepublik 2010 im internationalen Vergleich auf Rang sieben. Der mit Abstand größte Markt sind die USA, in denen im vergangenen Jahr 48,1 Milliarden Euro umgesetzt wurden. Danach folgen Japan, Italien und Frankreich.

Getrieben wird der Luxusboom aber vor allem durch Schwellenländer wie Russland, Brasilien oder China. Zwar sind die Märkte für sich genommen noch vergleichsweise klein, sie legen aber rasant zu. China war 2010 bereits der fünftgrößte Luxusmarkt. 2011 dürften die Umsätze im Reich der Mitte nochmals um 35 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro wachsen. Doch wohlhabende Chinesen lassen auch im Ausland die Kasse klingeln. In Städten wie Paris oder Mailand sorgen die Konsumenten aus dem Reich der Mitte bereits für rund die Hälfte des Umsatzes.

Christina Moser hat mit den asiatischen Kunden noch nicht allzu viel zu tun gehabt, dafür aber mit gut betuchten Arabern und Russen. Sie ist überzeugt davon, dass sich mit Luxus auch weiterhin gutes Geld in der Hansestadt verdienen lässt. Erst im August eröffnete Juwelier Moser daher noch ein zweites Geschäft im Levantehaus an der Mönckebergstraße.