Nach der Leitzinssenkung drohen Konditionen schlechter zu werden. Einige Fest- und Tagesgeldanlagen bleiben aber attraktiv. Ein Vergleich

Hamburg. Das Auf und Ab der Kurse an der Börse verunsichert immer mehr Anleger. Rund 7,5 Milliarden Euro haben sie seit Jahresbeginn bereits aus Investmentfonds abgezogen. Mehr als die Hälfte dieses Betrages entfällt allein auf das dritte Quartal, ermittelte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Geld, das nun nach anderen, sicheren Anlageformen sucht. Noch ist das Umfeld dafür günstig, sind die Zinsen relativ hoch. Bis zu vier Prozent für dreijährige Anlagen sind drin.

Doch das muss nicht mehr lange so bleiben. Kaum war der neue Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, im Amt, senkte er Anfang November den Leitzins überraschend von 1,5 auf 1,25 Prozent. Mit diesem Schritt sollte ein möglicher Absturz der europäischen Wirtschaft abgefedert werden. Mit der Aktion sehen Finanzexperten unterdessen einen neuen Zinssenkungszyklus eingeleitet.

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"Zumindest noch eine weitere Reduzierung ist zu erwarten", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. "Schon im Dezember könnte es zu einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte kommen", sagt Bernd Schimmer von der Hamburger Sparkasse. "Die EZB orientiert sich an der schwachen Konjunktur der Problemländer wie Griechenland oder Portugal." So könnte der EZB-Leitzins noch in diesem Jahr auf ein Prozent zurückgehen.

Das sind keine guten Nachrichten für Sparer, denn durch die niedrigen EZB-Zinsen verbilligt sich auch die Refinanzierung der Banken. Sie sind deshalb weniger auf Spargelder angewiesen, die sie höher verzinsen müssen. "Durch den hohen Zuspruch bei Festgeld und den neuen Kurs der EZB werden die Festgeldzinsen schon in Kürze sinken", erwartet Herbst.

Bisher haben nur Sparkassen und Volksbanken die Konditionen für Festgelder verschlechtert, so Herbst. Die Institute mit hohen Zinsen ließen ihre Konditionen unverändert. "Noch können sich Anleger für einen längeren Zeitraum attraktive Zinsen sichern, die sogar einer eventuell weiter steigenden Inflation standhalten", sagt Herbst. Nach seinen Angaben bieten bei einer Laufzeit von drei Jahren derzeit 16 Banken jährliche Zinsen in Höhe von mindestens 3,5 Prozent. Bei einer Laufzeit von vier Jahren trumpfen sieben Banken mit einer Vier vor dem Komma auf.

Ein sehr gutes Angebot über fast alle Laufzeiten macht die IKB direkt. Für drei Jahre bietet die Bank vier Prozent Zinsen, für zwei Jahre 3,20 Prozent. Die einst von der Pleite bedrohte IKB, die inzwischen dem Finanzinvestor Lone Star gehört, hat sich mit ihrer neuen Marke IKB direkt schnell einen Spitzenplatz unter den Instituten mit attraktiven Zinsen gesichert. Das Institut verfügt nicht nur über eine gesetzliche Einlagensicherung, sondern gehört auch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an. Damit sind 654 Millionen Euro pro Anleger abgesichert. Diese hohe zusätzliche Absicherung bieten auch die Bank of Scotland, die Bank 11 und die Isbank. Letztere überzeugt bei den Zwei-Jahres-Konditionen mit 3,50 Prozent.

Die VTB Direktbank zählt zu den neuen Anbietern auf dem deutschen Markt. "Das Institut ist eine Zweigniederlassung der österreichischen VTB Bank, die Teil der zweitgrößten russischen Geschäftsbank VTB ist", sagt Frank Rassier vom Branchendienst modern-banking. Das Institut befindet sich mehrheitlich in Staatsbesitz. Die Kunden können auf die österreichische Einlagensicherung vertrauen, die 100 000 Euro pro Kunde garantiert.

Längere Zinsbindungen setzen voraus, dass das Geld für den Zeitraum nicht benötigt wird. "Wer das nicht absehen kann, sollte lieber einen kürzeren Anlagezeitraum wählen oder sein Geld auf einem Tagesgeldkonto anlegen", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Hier ist das Geld jederzeit verfügbar. Die besten Konditionen bieten Deniz Bank und NIBC Direct mit 2,75 Prozent.

Ein Risiko bleibt die Inflation. Mit einer Preissteigerungsrate von 2,5 Prozent bleibt bei Zinssätzen von drei oder vier Prozent noch ein kleiner Ertrag. Haspa-Experte Schimmer erwartet, dass sich dieses Szenario auch in den nächsten Jahren kaum ändern wird: "Die Gefahr von deutlich steigenden Inflationsraten ist gering." Auch der Sachverständigenrat erwartet, dass die Preissteigerungsrate im kommenden Jahr auf 1,9 Prozent sinken wird.

Mehr Flexibilität bieten Festgeldkonten, bei denen über einen Teil des Geldes vorzeitig verfügt werden kann. So hat die VTB Direktbank mit dem Produkt Duo ein Festgeld, bei dem man jederzeit 20 Prozent des Geldes abheben kann. Bei einer Laufzeit von drei Jahren wird es mit 3,80 Prozent verzinst. Ohne vorzeitige Verfügung beträgt der Zins vier Prozent. Die niederländische NIBC Direct gewährt den Sparern Zugriff auf die Hälfte des Anlagebetrages. Dafür fällt der Zins für drei Jahre mit 3,4 Prozent niedriger als bei der VTB Direktbank aus.

Auch die Bank 11 hat ein flexibles Sparbriefkonto. Die Sparer können nach der Hälfte der Laufzeit den Sparbrief auflösen. Beispiel: Für vier Jahre gibt es 3,50 Prozent Zinsen. Nach zwei Jahren kann der Sparbrief zum Ende der Laufzeit gekündigt werden. "So kann man sich mit 3,5 Prozent einen Top-Zins für zwei Jahre sichern", sagt Herbst. Er erwartet, dass solche flexiblen Angebote künftig noch zunehmen.