Deutscher Juristinnenbund fordert Frauenquote von 40 Prozent

Berlin. Frauen in Toppositionen sind in den 75 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland immer noch Exotinnen. Trotz aller Appelle, Richtlinien und geleisteter Selbstverpflichtungen sei der Anteil weiblicher Führungskräfte gerade in Vorständen nach wie vor inakzeptabel niedrig, der Wille zur Besserung selten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Juristinnenbundes auf den Hauptversammlungen der 30 DAX- und 45 MDAX- und TecDAX-Unternehmen.

Als positiv würdigte die Präsidentin des Juristinnenbundes, Ramona Pisal, lediglich, dass die meisten Unternehmen gewisse Zielsetzungen für ihre Aufsichtsräte formulierten. So soll der Frauenanteil in den kommenden zwei Wahlperioden im Schnitt auf bis zu 30 Prozent erhöht werden.

Anders sieht es der Studie nach bei den Plänen für die Vorstände aus: Der Frauenanteil stagniere bei drei Prozent, der Wille zur Besserung tendiere Richtung null. 45 Prozent der DAX-Konzerne und 13 Prozent der im MDAX und TecDAX gelisteten Unternehmen nannten lediglich, um wie viel Prozent sie den Anteil weiblicher Führungskräfte im Allgemeinen in den nächsten beiden Wahlperioden steigern wollten. Aus Sicht von Pisal sind das keine angemessenen Ziele. Der Juristinnenbund fordert seit 2007 eine Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen. Das Argument vieler Quotenkritiker, Frauen fehle oftmals die nötige Qualifikation für männertypische Berufe, ließ Pisal nicht gelten. Auch Juristinnen und studierte Wirtschaftswissenschaftlerinnen könnten ein Maschinenbauunternehmen leiten. "Man muss keinen Bart haben, um Rasierklingen verkaufen zu können", sagte sie.

Was Karriereprogramme speziell für Frauen betrifft, halten der Studie zufolge 60 Prozent der DAX-Konzerne ein Angebot bereit; bei den MDAX- und TecDAX-Unternehmen sind es nur 15 Prozent. Die restlichen Firmen hätten diese Angebote mit Verweis auf den Respekt vor gleichen Karrierechancen für Männer und Frauen als überflüssig bezeichnet, hieß es.

Zur Kinderbetreuung nehmen sich Männer mit Führungsaufgabe laut Umfrage bis zu zwei Monate frei für ihr Baby. Frauen bleiben in der Regel drei Monate bis drei Jahre zu Hause. In 21 der 30 DAX-Unternehmen nahmen Männer in Führungspositionen Elternzeit, bei den MDAX- und TecDAX-Unternehmen waren es 27.