Hamburg. Für den Ausbau der deutschen Seehäfen und die Verkehre ins Hinterland fehlen für die Zukunft jährlich eine Milliarde Euro. Davon geht der Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) aus. "Allein für Arbeiten an Elbe, Weser, Ems und die Zufahrt zum Wismarer Hafen sind 500 Millionen Euro zu wenig im Etat", sagte Verbandspräsident Klaus-Dieter Peters gestern in Hamburg. Zwar werden die Mittel für Infrastrukturmaßnahmen im Verkehrsetat für 2012 von zehn auf elf Milliarden Euro aufgestockt. "Wir brauchen aber zwölf Milliarden Euro und diese Summe muss stetig fließen."

Hintergrund für die Forderung sind die steigenden Umschlagmengen. Schon heute reichen für den Weitertransport die Kapazitäten von Schiene und Straße kaum mehr aus. Dabei rechnet der Verband nach einem Zuwachs von sechs Prozent auf bundesweit 290 Millionen Tonnen in diesem Jahr auch für 2012 mit einem Plus von zwei Prozent. "Der Welthandel schwächt sich zwar ab, wir sehen aber keine Krise", sagte Peters. Das gilt auch für die Beschäftigung. "Die Häfen stellen Mitarbeiter ein", sagte Heinz Brandt, der beim ZDS für die Tarifpolitik zuständig ist. Nach einem Zuwachs von rund 500 Stellen bundesweit auf 25 500 in diesem Jahr sollen 2012 ebenso viele Stellen entstehen. Für Hamburg rechnet Brandt in diesem Jahr mit gut 100 neuen Jobs bei den Hafenarbeitern, von denen 5500 im Hafen beschäftigt sind.

Neue Chancen sieht der Verband durch die Offshore-Windindustrie. "Die mehrere Hundert Tonnen schweren Windräder müssen am seeschifftiefen Wasser produziert werden, weil sie kaum transportiert werden können", sagte ZDS-Präsidiumsmitglied Andreas Wellbrock. Um drei Häfen an der Nord- und einen an der Ostsee für das Lagern und Verladen zu rüsten, sei eine Milliarde Euro notwendig. "Es wäre gut, wenn der Bund den Ausbau der Infrastruktur etwa über Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau unterstützen würde."

Risiken kommen dagegen durch die von der Internationalen Schifffahrtsorganisation beschlossenen niedrigeren Werte für Schwefel im Treibstoff auf die Häfen zu. "Wird auf Nord- und Ostsee nur noch der teurere Sprit eingesetzt, könnten Transporte auf die Straße verlagert werden", sagte Präsidiumsmitglied Heinrich Beckmann. So könnten künftig jährlich bis zu 600 000 Lkw zusätzlich unterwegs sein. Der Verband fordert nun, fahrende Schiffe für fünf bis sechs Jahre von der Regelung auszunehmen, um eine Verlagerung der Transporte zu vermeiden.