Als mittlerweile dritter Interessent steigt Wolfgang Urban in das Bieterrennen ein. Metro erwartet einen Verkauf allerdings nicht mehr vor Weihnachten.

Hamburg. Beim angepeilten Verkauf der 134 Kaufhof-Warenhäuser setzt der scheidende Chef des Mutterkonzerns Metro, Eckhard Cordes, bislang offenbar vor allem auf die österreichische Immobilienfirma Signa. Wie das „Handelsblatt“ am Montag unter Berufung auf Informationen aus Verhandlungskreisen in seiner Online-Ausgabe berichtete, hat Cordes am vergangenen Mittwoch Details des Verkaufs mit Signa-Chef René Benko besprochen.

Das Angebot des US-Investors Nicolas Berggruen, der im vergangenen Jahr die Karstadt-Warenhäuser erworben hatte, sei bislang auf wenig Resonanz gestoßen, schrieb das „Handelsblatt“. Wegen der unklaren Finanzierung der Kaufhof-Immobilien durch Berggruen werde die Metro das Angebot derzeit nicht weiter verfolgen, sei dem Verhandlungsführer von Berggruen mitgeteilt worden.

Neben Karstadt-Investor Nicolas Berggruen und dem österreichischen Immobilienunternehmer René Benko will nun auch ein Konsortium um Ex-KarstadtQuelle-Chef Wolfgang Urban die 109 Waren- und 15 Sporthäuser erwerben. Vergangene Woche reichte Urban bei der Muttergesellschaft Metro ein entsprechendes Übernahmeangebot für die 2,4 Milliarden Euro schwere Kaufhof-Kette ein.

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"Herr Urban hat uns das Angebot eines deutschen Konsortiums zukommen lassen", sagte ein Metro-Sprecher und bestätigte damit einen Bericht der "Bild am Sonntag". Hinter dem Vorstoß soll eine Gruppe großer deutscher Unternehmerfamilien stehen. "Wir wollen 51 Prozent von Kaufhof übernehmen, bei Bedarf auch 100 Prozent", sagte Urban. Metro könne mit 49 Prozent Minderheitsgesellschafter bleiben.

Urban ist ein alter Bekannter bei Metro: Er hatte seine Karriere bei Kaufhof begonnen, 1995 stieg er zum Vorstandssprecher auf. Der Manager wechselte 1998 dann zur Holding des Versandhauses Quelle, die ein Jahr später mit Karstadt verschmolz. 2004 verließ er im Streit den Handelskonzern.

Metro-Chef Eckhard Cordes will sich beim Verkauf von Kaufhof allerdings nicht von den Bietern unter Druck setzen lassen. Vor Weihnachten werde die Warenhaus-Tochter nicht mehr den Besitzer wechseln, betonte der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Handelskonzern. "Wir sind dabei, die Angebote zu prüfen. Wir sitzen aber noch nicht am Verhandlungstisch", sagte Cordes. Mit den drei Interessenten gebe es viele Detailfragen zu klären, beispielsweise die Eigentumsverhältnisse bei den einzelnen Häusern. "Das müssen sie alles wissen, bevor sie überhaupt zum Geld kommen", verdeutlichte Cordes die Sicht der Bieter. Die Metro AG ihrerseits müsse als Verkäuferin sicher sein, dass Erwerber den Kaufpreis in Milliardenhöhe stemmen werden, und dies auch schriftlich bestätigt erhalten.

Der Kaufhof-Verkauf sei auch deshalb nicht einfach, weil mit dem Karstadt-Besitzer Berggruen ein direkter Konkurrent auf den Plan getreten sei, betonte Cordes. In dem Verkaufsverfahren gehe es immerhin um sehr intime Unternehmensdaten bis hin zu Zahlen einzelner Standorte. "Ich sage nicht, dass wir mit Berggruen keinen Deal machen können, aber wir sollten erst dann volle Transparenz und Einsicht in unsere Bücher geben, wenn wir sicher sind, dass wir mit ihm auch einen Deal machen wollen", meinte der Metro-Chef.

Mit Signa sei man ebenfalls im Gespräch und habe der Gruppe um Signa-Gründer und Mehrheitsaktionär René Benko eine "gewisse Transparenz" in Bezug auf Kaufhof gewährt. Es habe nicht nur zu Benko, sondern auch zu Wendelin Wiedeking Kontakte gegeben. Der Ex-Porschechef und Mitaktionär von Signa sagte dem "Focus", er wolle im Fall der Kaufhof-Übernahme durch die Immobilienfirma in den Aufsichtsrat der Kette einziehen.

Beim Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof seien auch Einschnitte in die Filialnetze zu erwarten, deutete Cordes an. Metro habe 2010 beim Interesse an einem Teil der Karstadt-Filialen geprüft, ob in der Folge auch einige Kaufhof-Filialen zu schließen gewesen wären, sagte er im Rückblick. Eine Kombination habe damals Sinn ergeben. Metro gehe es aber heute nur noch um einen Verkauf, nicht mehr um weitergehende Überlegungen.

Im Kaufvertrag würde er zwar einem Erwerber keine Auflagen im Zusammenhang mit späteren Überlegungen machen, erläuterte Cordes. Aber es sei eine wichtige Bedingung, dass "wir den Eindruck haben, dass ein Käufer den Kaufhof verantwortlich führen und weiterentwickeln wird".