Auch Fußballklub Bayer Leverkusen drohen Rückforderungen

Köln. Der Fiskus soll zur Abwechslung einmal zahlen. Im größten Insolvenzverfahren der deutschen Geschichte will Teldafax-Insolvenzverwalter Biner Bähr Steuerzahlungen des zahlungsunfähigen Stromanbieters zurückfordern, um den Gläubigern einen Teil ihres Geldes zurückzahlen zu können. Im Raum stehe eine Summe von bis zu 140 Millionen Euro, sagte Bähr gestern bei der ersten Gläubigerversammlung. Das Hauptzollamt Köln habe bereits vier Millionen Euro zurückgezahlt. Bähr: "Das ist erst der Beginn. Das wissen die auch."

Der Hintergrund der Forderung: Der Fiskus hatte die Steuern kassiert, obwohl er die kritische Lage des Konzerns kennen musste. Dies könnte eine Benachteiligung der anderen Gläubiger darstellen. Der Schuldenberg des Strom-Discounters, der im Frühsommer Insolvenz anmelden und die Versorgung seiner Kunden einstellen musste, ist allerdings wohl deutlich höher als die erhofften Zahlungen der Finanzkasse. Bähr rechnet mit Schulden in Höhe von einer halben Milliarde Euro, denen momentan ein Vermögen von 6,9 Millionen Euro gegenüberstehe. Doch will Bähr auch an anderer Stelle Geld eintreiben. Davon könnte der Fußballbundesligaklub Bayer 04 Leverkusen betroffen sein. Über Teile der Summen, die der Verein von Teldafax für Trikotsponsoring erhalten hatte, erwägt Bähr ebenfalls Rückforderungen. Entscheidend sei dabei, ob der Verein nachweislich von den Zahlungsschwierigkeiten wusste. Weitere Mittel könnten durch Haftungsklagen gegen die Teldafax-Führungsspitze in die Kassen fließen. Nach Überzeugung Bährs hat sie sich der Insolvenzverschleppung schuldig gemacht. Teldafax sei schon Mitte 2009 insolvenzreif gewesen.

Auf der Jagd nach frischem Geld zum Stopfen von Finanzlöchern hat sich Teldafax laut Bähr selbst in die Pleite getrieben: "Der Grund für die Insolvenz ist einfach, es kam nicht darauf an, ob man Gewinn oder Verlust macht, sondern es ging darum, möglichst viele neue Kunden zu gewinnen." Die Firma hat rund 750 000 Gläubiger. Darunter sind Hunderttausende Kunden, die ihren Strom im Voraus bezahlt hatten, dann aber nicht mehr beliefert wurden. Das Insolvenzverfahren wird nach Einschätzung Bährs mehr als sechs Jahre in Anspruch nehmen.