Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. Die Kanzlerin wünschte dem Italiener gestern zu dessen Amtsantritt "viel Erfolg bei der Arbeit für einen stabilen Euro", wie Regierungssprecher Steffen Seibert mitteilte.

Draghi ist Nachfolger des Franzosen Jean-Claude Trichet, der die EZB acht Jahre lang führte. Die meisten Ökonomen erwarten morgen bei der ersten Ratssitzung unter seiner Leitung zwar keine Zinssenkung. Der Markt erhofft sich aber Aufschluss darüber, welche Pfeile gegen die Krise die Notenbank noch im Köcher hat.

Die Währungshüter hatten den Leitzins in diesem Jahr wegen gestiegener Inflationsrisiken in zwei Schritten auf 1,5 Prozent erhöht. Weil sich die Konjunkturaussichten für den Euro-Raum im Sog der Schuldenkrise drastisch eingetrübt haben, wird mittlerweile jedoch über eine Lockerung der geldpolitischen Zügel spekuliert. Die OECD traut der Euro-Zone 2012 nur noch ein mageres Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent zu. Einige Ökonomen fordern eine sofortige Zinssenkung. Allerdings spricht die derzeit in der Euro-Zone hohe Inflationsrate - im Oktober lag sie bei 3,0 Prozent - gegen eine Zinssenkung. Der Wert liegt über der Warnschwelle der EZB, die mittelfristig stabile Preise bei Werten knapp unter 2,0 Prozent gewahrt sieht.