EU will Haftung für Ölkonzerne bei Bohrungen ausweiten

London/Brüssel. Die gestiegenen Öl- und Gaspreise spülen den großen Energiekonzernen wie Exxon, Shell und Statoil immer höhere Milliardenbeträge in die Kassen. Was den Autofahrer an der Zapfsäule ärgert, läst die Bilanzen von BP & Co glänzen: Der Preis für Öl der Nordseesorte Brent lag im abgelaufenen Quartal im Durchschnitt mit 113 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) um knapp 50 Prozent über dem Vorjahreswert, bei US-Öl waren es 18 Prozent.

Beim weltgrößten börsennotierten Ölkonzern Exxon trug auch eine bessere Rendite des Raffineriegeschäfts zu einem Gewinnanstieg im Quartal von 41 Prozent auf 10,33 Milliarden Dollar (7,29 Milliarden Euro) bei. Im Raffineriegeschäft verdiente der Konzern 8,39 Milliarden Dollar. Shell wies einen um einmalige Effekte bereinigten Gewinnanstieg auf sieben Milliarden Dollar aus. Der Umsatz legte um zwölf Prozent zu. Der größte europäische Mineralölkonzern profitierte auch von Investitionen in Großprojekte, die sich nun Schritt für Schritt auszahlen. Beim norwegischen Konkurrenten Statoil stieg der bereinigte Gewinn im dritten Quartal auf vergleichbarer Basis um 50 Prozent auf rund 2,1 Milliarden Dollar. Die italienische ENI verdiente mit 2,6 Milliarden Dollar 19 Prozent mehr.

Der britische Ölmulti BP hatte bereits am Dienstag mitgeteilt, sein Gewinn im abgelaufenen Quartal habe sich auf rund fünf Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Die US-Behörden genehmigten BP eineinhalb Jahre nach der schweren Ölpest im Golf von Mexiko erstmals eine neue Tiefseebohrung in dem Gewässer. Das Unternehmen kann damit mehrere Hundert Kilometer vor dem Bundesstaat Louisiana eine Quelle in gut 1800 Metern unter dem Meeresspiegel erschließen, berichtete das "Wall Street Journal".

In Europa sollen Ölkonzerne künftig in voller Höhe für Umweltschäden nach einem Unfall auf einer Bohrinsel haften. Die EU-Kommission will die Regeln für Betreiber von Förderanlagen auf hoher See verschärfen. Einen entsprechenden Vorschlag legte EU-Energiekommissar Günther Oettinger in Brüssel vor. Die Regeln dehnen den Haftungsrahmen nach Unfällen wie einer Ölpest auf alle Förderanlagen aus - bislang galt er nur für Anlagen in Küstennähe, die lediglich einen Bruchteil ausmachen. Brüssel will auch die Vergabe von Lizenzen für Tiefseebohrungen verschärfen.