Hamburg. Teure Energie hat die deutsche Inflationsrate im Oktober nahe ihrem Drei-Jahres-Hoch gehalten. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Der Anstieg ist überwiegend auf Preiserhöhungen bei Haushaltsenergie - vor allem bei Heizöl und Gas - zurückzuführen", teilte das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung mit. Im Vormonat hatte es mit 2,6 Prozent das größte Plus seit September 2008 gegeben. Seit Jahresbeginn hält sich die Teuerungsrate damit über der Marke von zwei Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen spricht.

Experten zeigten sich ob der hartnäckig hohen Teuerung überrascht. "Es dauert länger als gedacht, bis der Abschwung den Preisdruck senkt", sagte Ökonom Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Er geht aber davon aus, dass die Inflationsrate im kommenden Jahr wieder unter die Zwei-Prozent-Marke fällt. Wegen des rasanten Aufschwungs sei die Gefahr einer kräftigen Geldentwertung bis vor Kurzem noch akut gewesen, sagte auch Commerzbank-Analystin Ulrike Rondorf: "Die schlechteren Konjunkturaussichten dämpfen nun jedoch die Inflationsrisiken."

Die führenden Wirtschaftsinstitute rechnen deshalb für 2012 nur noch mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,8 Prozent, nach 2,3 Prozent in diesem Jahr. Einen stärkeren Rückgang verhindere der Staat. "So werden Kommunen vielfach Gebühren erhöhen, um ihre Haushalte zu konsolidieren", heißt es im Herbstgutachten der Institute. "Zudem dürfte die Umgestaltung des Energiemix, bedingt durch die Abschaltung von Atomkraftwerken, den Stromverbrauch künftig verteuern."

Der nachlassende Inflationsdruck eröffnet der EZB die Möglichkeit zu Zinssenkungen. "Italien steuert auf eine Rezession zu, Spanien auch", sagte Sartoris. "Das reduziert die Preisgefahren im Euro-Raum und gibt der EZB Spielraum."

Heizöl kostete ersten Daten aus insgesamt sechs Bundesländern zufolge 26,9 Prozent mehr als im Oktober 2010. Auch Benzin, Strom, Fernwärme und Gas verteuerten sich spürbar. "Allerdings geht der Preisauftrieb vermehrt in die Breite und erfasst zusehends auch andere Gütergruppen", erklärten die Statistiker.