Ergebnis steigt um 46 Prozent. Euro-Krise könnte zumindest das Geschäft in Westeuropa belasten

Hamburg. Volkswagen fährt der Konkurrenz beim Gewinn weiter mit rasantem Tempo davon. Während der französische Konkurrent Peugeot seine Gewinnprognose wegen der Schuldenkrise in der Euro-Zone kassieren musste und die Erfolgsserie von Daimler im dritten Quartal riss (siehe rechts), steuert VW unbeirrt sein Ziel an, die Weltmarktspitze zu erobern. Das operative Ergebnis der Wolfsburger kletterte im dritten Quartal dank der Kernmarken VW und Audi um 46 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro und damit stärker als erwartet. Auch die Auslieferungen steigerte Europas größter Autobauer kräftig. Angesichts der schwächelnden Konjunktur warnte Konzernchef Martin Winterkorn allerdings vor Euphorie. Die angespannte Situation in einigen Euro-Schuldenstaaten werde die Nachfrage in vielen Märkten Westeuropas im vierten Quartal belasten.

In Osteuropa sowie in Nord- und Südamerika rechnet VW dagegen mit steigenden Autoverkäufen. Auch in China und Indien werde sich die positive Entwicklung fortsetzen. Anleger fassten Vertrauen und griffen in Scharen zur VW-Aktie, die zeitweise fast acht Prozent zulegte und zu den größten Gewinnern im Deutschen Aktienindex (DAX) gehörte.

Triebfedern des Wolfsburger Konzerns waren erneut Audi und VW. Die Ingolstädter Oberklassetochter baute ihren Betriebsgewinn in den ersten neun Monaten um drei Viertel aus, VW verdoppelte ihn sogar. Auch die tschechische Tochter Skoda glänzte. Das spanische Sorgenkind Seat halbierte seinen Verlust. Der Konzernumsatz kletterte um ein Viertel auf 116 Milliarden Euro. Seit Jahresbeginn lieferte Volkswagen weltweit 6,2 Millionen Fahrzeuge aus - plus 14 Prozent. Insgesamt sollen es in diesem Jahr erstmals mehr als acht Millionen verkaufte Autos werden.

Damit kommen die Wolfsburger der Weltmarktführung immer näher. Das von Konzernchef Winterkorn ursprünglich erst für 2018 angepeilte Ziel dürfte VW - zuletzt auf Rang zwei hinter der Opel-Mutter GM - nach Überzeugung von Analysten und Marktforschern deutlich früher erreichen. Der bisherige Champion Toyota ist nach der Erdbebenkatastrophe in seiner Heimat noch angeschlagen, fasst aber langsam wieder Tritt. Experten erwarten, dass der japanische Konzern in den nächsten Jahren wieder in das Rennen um die Weltmarktspitze eingreifen wird. Daneben erwächst VW mit dem koreanischen Konzern Hyundai ein Rivale.

Die vielen Großbaustellen, um die sich das Management kümmern muss, bleiben VW allerdings erhalten. Denn während der Konzern überall auf der Welt die Produktion hochzieht und neue Werke entstehen, muss der Vorstand die jüngste Neuerwerbung MAN integrieren. Der Münchner Lkw-Bauer soll mit der VW-Tochter Scania und dem eigenen Nutzfahrzeuggeschäft zu einer schlagkräftigen Lkw-Allianz verbunden werden. Daneben verhindern Schadensersatzklagen von Investoren bislang, dass Volkswagen wie geplant mit der Porsche Holding fusionieren kann. Angenehmer Nebeneffekt des Dilemmas: Die Verschiebung der Fusion führte dazu, dass die von VW und Porsche gegenseitig eingeräumten Kauf- und Verkaufsoptionen neu bewertet wurden. Bei VW schwillt dadurch das Finanzergebnis stark an. Der Vorsteuergewinn schnellte deshalb im dritten Quartal auf 8,4 Milliarden Euro, dreimal so viel wie vor einem Jahr.