Hamburg. Jedes Jahr das Gleiche: Weil Diesel und Heizöl aus identischen Grundstoffen bestehen und Raffinerien immer nur eines von beiden produzieren können, steigen zu Beginn der Heizsaison wieder die Dieselpreise. An einzelnen Tankstellen im Süden Deutschlands war zudem in den vergangenen Tagen zeitweise kein Diesel mehr erhältlich, bestätigten Sprecher der Branche. Die Autofahrer müssen gegenwärtig im Durchschnitt knapp 1,50 Euro für einen Liter bezahlen; Heizöl kostet 88 Euro für 100 Liter. Damit werden fast die Rekordpreise aus dem Sommer 2008 erreicht, als Diesel 1,54 Euro je Liter und Heizöl fast 100 Euro kostete.

Nach Angaben von Mineralölfirmen haben mehrere Faktoren zu der prekären Lage beigetragen: Neben der höheren Nachfrage nach Heizöl gab es Produktionsausfälle oder Beeinträchtigungen in mehreren Raffinerien wie Karlsruhe und Lingen. Der Rhein ist wegen seines niedrigen Wasserstandes nur eingeschränkt schiffbar. "Die Kraftstoffdepots entlang der Rheinschiene und im Südwesten waren zeitweise so gut wie leergelaufen", so ein Experte.

Inzwischen entspanne sich die Lage im Südwesten, doch jetzt drohen Probleme im Osten, weil dort die Depots leergelaufen sind. Das könnte am Ende zu einer Dieselknappheit führen. Die Umstellung vieler Tankstellen auf den Biotreibstoff E10 im Norden und Westen Deutschlands belastet zudem die Branche. Lkw, die zur Einführung von E10 im Norden eingesetzt waren, konnten nicht im Süden zur Vorbeugung von Dieselengpässen genutzt werden. "Wir haben deshalb in manchen Regionen Ausnahmegenehmigungen beantragt, damit unsere Lkw auch sonntags fahren dürfen", so Shell-Sprecherin Cornelia Wolber.