Branchenprimus verdient nur noch 777 Millionen Euro und baut Hunderte Stellen ab

Frankfurt. Gewinnschmelze, Stellenabbau und entzauberte Investmentgurus: Die Schuldenkrise in Europa hinterlässt bei der Deutschen Bank tiefe Spuren. Der deutsche Branchenprimus verdient nur noch einen Bruchteil dessen, was seine Banker in normalen Zeiten schaffen. "Im dritten Quartal war das operative Umfeld so schwierig wie seit dem Jahresende 2008 nicht mehr", sagte gestern Vorstandschef Josef Ackermann.

Die Bank musste sich mit 777 Millionen Euro Nettogewinn begnügen. Experten hatten allerdings noch weniger erwartet. Vor einem Jahr gab es sogar einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Das lag allerdings an einer milliardenschweren Sonderabschreibung wegen der Übernahme der Postbank. Das klassische Bankgeschäft, das Ackermann durch die Übernahme der Postbank ausgebaut hatte, trug nun zu einem Großteil des Gewinns bei. Trotz massiver Abschreibungen auf griechische Staatspapiere verdiente die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft vor Steuern 310 Millionen Euro (plus 27 Prozent). Die einstige Ertragsperle Investmentbanking wies hingegen einen Vorsteuergewinn von gerade noch 70 Millionen Euro aus - so wenig wie seit der Lehman-Krise nicht mehr. Ein Jahr zuvor war es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. Vor allem das Geschäft mit Anleihen und Aktien ist eingebrochen; Börsengänge sind verschoben und Firmenübernahmen abgesagt worden. Nun werden Stellen gestrichen. Im Frühjahr 2012 werde die Bank rund 1500 Investmentbanker weniger beschäftigen als vor einem Jahr. Und Finanzvorstand Stefan Krause hält weitere Stellenstreichungen für möglich.

Krause ist optimistisch, Europas Schuldenkrise aus eigener Kraft zu überstehen: Er sei "gewiss, dass wir keine öffentlichen Gelder brauchen". Staatshilfe sei kein Thema.