Energiekonzern streicht jede zweite Stelle in der Zentrale

Hamburg. In Norddeutschland entscheiden sich wieder mehr Hausbesitzer für Gasheizungen. "Die Zahl der Anschlüsse wird in diesem Jahr gegenüber 2010 um mehr als 4000 steigen", sagte der für das Netz zuständige Vorstand des Marktführers E.on Hanse, Matthias Boxberger, gestern beim jährlichen Leitkongress der Branche in Hamburg. E.on Hanse versorgt neben Hamburg große Teile Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommern. Dort beziehen derzeit 417 000 Haushalte Gas. Um das Netz zu modernisieren sowie Gasspeicher auszubauen, sollen innerhalb der kommenden drei Jahre 140 Millionen Euro investiert werden.

Der Energieversorger plant zudem, bis zum Jahr 2020 rund 360 Blockheizkraftwerke für Ein- und Mehrfamilienhäuser an das Netz anzuschließen. Sie werden mit Gas betrieben und erzeugen Strom und Wärme. Dabei gelten sie mit einem Wirkungsgrad von gut 90 Prozent als besonders effektiv. "Damit tragen wir zu einer dezentralen Energieversorgung bei", sagte Boxberger, der auch Vorstand im Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) ist, einem der Ausrichter der Tagung.

Die Branche rechnet für 2018 bis 2020 damit, dass dann statt derzeit 20 bis zu 30 Prozent des Energiebedarfs über Wind und Sonne gedeckt werden. "Wir brauchen dann Gaskraftwerke als Reserve, um die Versorgung an bedeckten und windarmen Tagen sicherzustellen", sagte Ewald Woste, der Präsident des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dem zweiten Ausrichters der Tagung. "Hier muss mit der Politik ein Modell ausgehandelt werden, dass den Betrieb von nicht durchgängig genutzten Kraftwerken attraktiv macht."

Unterdessen will der E.on-Konzern in der Düsseldorfer Zentrale jeden zweiten Arbeitsplatz streichen. Von den rund 850 Jobs werden dann noch 400 übrig bleiben, sagte ein Konzernsprecher. 220 Mitarbeiter aus Bereichen wie der IT oder dem Einkauf würden anderweitig eingesetzt, 230 Stellen würden gestrichen. Die Pläne sollen möglichst rasch umgesetzt werden, betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen, sagte der Sprecher. E.on ist wegen des geplanten Atomausstiegs unter Druck. Nach einer Einkaufstour unter Wulf Bernotat, dem Vorgänger von Konzernchef Johannes Teyssen, hat der Konzern zudem Schulden von mehr als 33 Milliarden Euro.

Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass allein in Deutschland bis zu 6500 Jobs wegfallen könnten. Insgesamt beschäftigt E.on weltweit 79 000 Menschen. Die Gewerkschaft Ver.di hat für morgen in München und für den 7. November in Hannover zu Demonstrationen aufgerufen. Nach Informationen des Abendblatts ist E.on Hanse in Quickborn mit insgesamt 2500 Beschäftigten aber von dem Personalabbau kaum betroffen.