Hamburg. Das Solarunternehmen Conergy verliert seinen Finanzvorstand und damit die Konzernführung. Sebastian Biedenkopf werde von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und das Unternehmen Ende Februar verlassen, teilte die Hamburger Gesellschaft am Sonntag mit. Das besondere Kündigungsrecht war Biedenkopf im Zusammenhang mit dem Wechsel im Aktionärskreis im Juli eingeräumt worden, als mehrere Hedge-Fonds nach erfolgter Umschuldung die Macht bei Conergy übernahmen. Biedenkopf hatte das Unternehmen seit rund einem Jahr auch geführt, weil nach dem Ausscheiden von Unternehmensgründer Dieter Ammer kein neuer Vorstandschef berufen wurde.

"Ich schmeiße nicht einfach hin, sondern mache von dem vereinbarten Sonderkündigungsrecht Gebrauch. Die nächsten Monate stehe ich dem Unternehmen unverändert zur Verfügung", sagte der 47-Jährige. Es könne auch keine Rede davon sein, dass er mit den neuen Eigentümern nicht zusammenarbeiten wolle. "Ich habe immer gesagt, dass sich mit den neuen Investoren vor allen Dingen Chancen für das Unternehmen ergeben." Er stehe auch hinter den eingeleiteten schmerzhaften Einschnitten bei Conergy.

Biedenkopf war unter Vorstandschef Ammer im vergangenen Jahr in den Vorstand aufgestiegen. Nach Ammers Abschied gehört diesem außer Biedenkopf nur noch der für das operative Geschäft zuständige Alexander Gorski an.

Conergy schleppte sich in den vergangenen Jahren von einer Krise zur nächsten. Nach einer Beinahe-Pleite im Jahr 2007 bemühte sich Firmenmitbegründer Ammer, das Ruder herumzureißen. Bei der dafür notwendigen Finanzierung blieben aber Schwierigkeiten bestehen, sodass es zum Einstieg mehrerer Finanzinvestoren kam, darunter York Capital und die Deutsche Bank. Sie haben zusammen die Mehrheit am Unternehmen und sind entsprechend im Aufsichtsrat vertreten. Zusätzlich setzt dem Unternehmen die von Überkapazitäten und schwacher Nachfrage geprägte Lage in der Solarbranche zu.

Vor allem an der Börse erlebte das Unternehmen einen nicht für möglich gehaltenen Absturz. Die Aktien des Solaranlagenspezialisten waren Ende 2007 noch mehr als 180 Euro je Stück wert. Mittlerweile sind sie zum Pennystock und Zockerpapier geworden. Für eine Conergy-Aktie bekam man am Freitag gerade noch 29 Cent.