Zahl der Privatinsolvenzen soll 2011 auf rund 100 000 sinken

Berlin. Die Euro-Schuldenkrise wirkt sich auf die Zahlungsmoral der Unternehmen und Privatpersonen in Deutschland aus: Die Inkassowirtschaft rechnet für die kommenden sechs Monate damit, dass Rechnungen zögerlicher bezahlt werden, sollte die Krise nicht gelöst werden. In der Folge dürften auch die Unternehmensinsolvenzen wieder spürbar steigen, die in diesem Jahr mit gut 30 000 auf relativ niedrigem Niveau liegen, teilte der Branchenverband BDIU mit.

"Die Zahlungsmoral ist so gut wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr", erklärte BDIU-Präsident Wolfgang Spitz. Die Verbraucher hätten wieder mehr Geld zur Verfügung, und die guten Aussichten am Arbeitsmarkt verschafften den Menschen wirtschaftliche Sicherheit. In der Umfrage unter den 560 befragten Mitgliedsunternehmen erklärten 86 Prozent, dass Rechnungen zurzeit besser oder genauso gut wie vor sechs Monaten beglichen würden. Besonders im Einzelhandel, im Gastgewerbe und in der Dienstleistungsbranche zahlen Kunden nun spürbar besser.

Für das kommende Jahr rechnen 38 Prozent der befragten Dienstleister allerdings mit einer Verschlechterung des Zahlungsklimas. Und wenn die Euro-Krise anhalten sollte, wird die Zahlungsmoral sogar absacken: Dann rechnen 79 Prozent der BDIU-Unternehmen damit, dass Unternehmen ihre Rechnungen zögerlicher bezahlen werden. Von den Verbrauchern nehmen dies 70 Prozent der Inkassounternehmen an. Die private Verschuldung geht unterdessen 2011 leicht zurück. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen werde auf gut 100 000 nach 109 798 im Vorjahr sinken. Insgesamt seien zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung ver- oder überschuldet.