Rating-Agentur Moody's warnt vor Verlust der Bestnote. Spanien gestern auf “A1“ herabgestuft

Hamburg. Im Kampf gegen die Schuldenkrise könnte Euro-Schwergewicht Frankreich zur Schwachstelle werden. Denn die Rating-Agentur Moody's rüttelt am französischen Top-Kreditrating AAA. Sollten die Hilfen für die heimischen Banken oder andere Euro-Länder die Staatsfinanzen zu stark belasten, werde der Ausblick für die Bestnote binnen drei Monaten auf "negativ" gesetzt, erklärten die Analysten der Agentur. Nötig seien wirtschaftliche und haushaltspolitische Reformen.

Frankreich werde alles tun, um die Top-Kreditwürdigkeit zu behalten, versicherte Wirtschaftsminister François Baroin als Reaktion auf den Moody's-Bericht. Der Minister räumte allerdings ein, dass die französische Regierung ihren für 2012 vorausgesagten Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1,75 Prozent angesichts der Wirtschaftslage vermutlich nicht schaffe. Es bestehe die Gefahr, dass das Wachstum unter 1,5 Prozent liegen werde.

"Mit seiner Haushaltslücke hat sich Frankreich an den Rand der AAA-Staaten bewegt", sagte Rainer Guntermann, Anleiheexperte bei der Commerzbank, dem Abendblatt. Zwar liegt die Gesamtverschuldung mit knapp 85 Prozent des BIP nicht viel höher als in Deutschland (etwa 82 Prozent). Die Neuverschuldung jedoch wird auf rund sechs Prozent geschätzt - das wäre das Dreifache des bundesdeutschen Werts. Zusätzliche Belastungen könnten Stützungsaktionen für die französischen Banken, die besonders stark in Griechenland engagiert sind, verursachen.

"Die Regierung in Paris müsste eigentlich beim Sparen nachlegen, aber wegen des Präsidentschaftswahlkampfs im kommenden Jahr befürchtet man, dass sich nicht viel bewegen wird", erklärte Guntermann. Frankreichs Verschuldung könnte in zwei oder drei Jahren Schwellen erreichen, "bei denen es für das AAA-Rating kritisch wird", dies wäre etwa bei einem Schuldenstand von 90 Prozent des BIP so.

Sollte die Bestnote tatsächlich verloren gehen, müsste nicht nur Frankreich selbst höhere Zinsen zahlen. Der Verlust des Top-Ratings hätte gravierende Folgen für den Euro-Rettungsschirm, zu dessen Garantievolumen Frankreich 20 Prozent beiträgt. Damit der Rettungsfonds EFSF, der von den finanzstärksten Ländern Europas getragen wird, seinerseits die Rating-Note AAA behalten könnte, müsste der französische Beitrag wegfallen. "Das übrig bleibende Volumen würde aber wohl nicht mehr ausreichen, um den Markt zu beruhigen", so Guntermann. Würde der EFSF auf sein AAA-Rating verzichten, würden auch die Finanzhilfen für hoch verschuldete Länder teurer.

All dies würde die Pläne der Euro-Länder, den Rettungsschirm zu stärken, zunichte machen. Unter anderem darüber sowie über eine Rettung Griechenlands wollen die Finanzminister der 17 Euro-Staaten von Freitag an in Brüssel sprechen. Auch für Spanien wird die Luft immer dünner: Nach Fitch und Standard & Poor's senkte gestern auch Moody's die Bonitätsnote des Landes um zwei Stufen von "AA2" auf "A1". Gleichzeitig versah die Agentur die neue Note mit einem negativen Ausblick - ein Signal dafür, dass Spanien eine weitere Herabstufung droht.