Neuer Generationenvertrag vereinbart. Einstiegsstundenlohn sinkt um vier Prozent auf 10,70 Euro

Berlin/Hamburg. Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Ver.di haben ein umfassendes Tarifpaket für die Briefsparte des Konzerns geschnürt. So können die rund 130 000 Tarifbeschäftigten - darunter 3500 in Hamburg - auf sichere Arbeitsplätze setzen: Der Kündigungsschutz in Deutschland wird bis Ende 2015 verlängert. Federn lassen müssen die Arbeitnehmer unterdessen bei den Einstiegslöhnen. Neue Mitarbeiter sollen im Schnitt vier Prozent weniger verdienen: Sie erhalten künftig 10,70 Euro statt wie bislang 11,13 Euro die Stunde.

Zudem einigten sich die Tarifparteien auf einen "Generationenvertrag". Dieser soll es älteren Arbeitnehmern erlauben, bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze am Arbeitsleben teilzunehmen. Gleichzeitig würden 2012 mehr als 1000 Auszubildende übernommen, darüber hinaus erhalten mehr als 1500 befristet Beschäftigte unbefristete Verträge. Für ältere Arbeitnehmer wird die gesetzliche Altersteilzeit um Zeitwertkonten und einen Demografiefonds ergänzt. Die Konten bieten die Möglichkeit, Guthaben während der aktiven Arbeitsphase anzusparen, mithilfe des Fonds sollen dann die Auszahlungen an die Arbeitnehmer während der Altersteilzeit erhöht werden.

"Wir wollen, dass gerade die körperlich belasteten, nicht so begüterten Beschäftigten an diesem Modell teilhaben können", betonte die stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Menschen heute bis 67 arbeiten müssen, werde die Altersteilzeit immer wichtiger, sagte auch der Ver.di-Fachbereichsleiter in Hamburg, Wolfgang Abel, dem Abendblatt. Die alten Altersteilzeitregelungen sähen derzeit den Zwang zur frühestmöglichen Rentenantragsstellung mit 63 vor. Ginge eine Zustellerin mit 63 statt mit 67 in Rente, würde die Rente monatlich um 385 Euro gekürzt. Daher habe Ver.di den älteren Mitarbeitern eine "Beschäftigungsbrücke" bauen wollen, so Abel. Vom nächsten Jahr an könnten ältere Beschäftigte wieder Altersteilzeit in Anspruch nehmen.

"Die Einigung ist ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung des Briefergebnisses bei einer Milliarde Euro", betonte Post-Chef Frank Appel. Sie schaffe zusätzlichen Spielraum, um auf die künftigen Entwicklungen in einem schrumpfenden Briefmarkt reagieren zu können. Ver.di habe dem Post-Vorstand auch zugesagt, im Fall einer "signifikanten Verschlechterung" der Gewinne im Briefbereich Gespräche darüber zu führen, wie das Ruder herumgerissen werden könne.

Die Post kämpft seit Jahren mit sinkenden Sendungsmengen in ihrer Briefsparte, die unter der Konkurrenz durch E-Mail leidet. Im kommenden Jahr steht dem Konzern dann eine neue Lohnrunde ins Haus: Anfang 2012 wollen Gewerkschaft und Post Gespräche über Löhne und Gehälter für die Tarifbeschäftigten aufnehmen.