Die Motive, die hinter der von Brüssel vorgeschlagenen Finanztransaktionssteuer stehen, erscheinen einleuchtend: Die Banken sollen für die Folgen der Finanzkrise zur Kasse gebeten werden, vor allem aber will man unmäßige Zockerei, zwischen den Geldhäusern - nicht zuletzt den computergesteuerten Handel, der immer wieder zu heftigen Ausschlägen an den Börsen führt - erschweren. Tatsächlich haben sich die Finanzmärkte von der "realen" Wirtschaft abgekoppelt und führen ein Eigenleben in einer Art Parallelwelt. Allein im Devisenhandel werden täglich 4000 Milliarden Dollar um den Globus gejagt - ein Vielfaches der Zahlungsströme, die mit dem Handel "echter" Güter verbunden sind.

Vor diesem Hintergrund spricht einiges für eine Finanztransaktionssteuer. Allerdings ist der Gedanke alt: Schon im Jahr 1972 hat der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler James Tobin ein ähnliches Instrument zur Diskussion gestellt. Es blieb bei der Idee. Und auch der EU-Vorschlag wird hohe Hürden überwinden müssen, bevor er realisiert werden kann. Denn von den weltweiten Devisenmarktumsätzen entfallen rund drei Viertel auf lediglich sechs Finanzplätze, von denen nur einer in Europa liegt: London. Doch die Briten werden wenig Interesse daran haben, die Banken zu vertreiben und dann auch noch die Einnahmen aus der Steuer teilen zu müssen. Zudem dürfte ein nicht geringer Teil der Transaktionen in den grauen, unregulierten Markt abwandern, den Investmentbanken und Hedgefonds längst nutzen. So könnte es sein, dass der Schritt, den die EU wagen will, am Ende womöglich eher symbolische Bedeutung hat - falsch ist er dennoch nicht.