Siemens steigt aus dem Bau kompletter Atomkraftwerke aus, liefert für diese nur noch Teile und konzentriert sich stattdessen auf Wind- und Solarenergie. Zur Zukunft dieser Sparte äußert sich Energiechef Michael Süß.

Hamburger Abendblatt:

Sie sagen exzellente Wachstumschancen für die Windenergie voraus. Vor einigen Jahren waren Experten ebenso optimistisch für die Solarenergie. Hier haben sich die Aussichten inzwischen eingetrübt.

Michael Süß:

Beide Bereiche, Solar und Wind, haben eine essenzielle Bedeutung bei der alternativen Energieerzeugung. Wir sind bei der Solarenergie allerdings noch auf einem wesentlich niedrigeren Niveau bei der Effizienz. So trägt sie in Deutschland bisher einen Anteil von etwa drei Prozent zur Stromversorgung bei.

Und das, obgleich sie rund zehn Prozent der installierten Leistung von gut 160 Gigawatt ausmacht.

Süß:

Ja, und zugleich wird der Fotovoltaik mehr als die Hälfte der gesetzlichen Förderung der erneuerbaren Energien zuteil. Das Problem wurde dadurch verschärft, dass die deutschen Subventionen eher eine veraltete Solartechnik unterstützen, anstatt die Effizienzsteigerung zu fördern.

Wir stehen in Deutschland vor einem Schuldenberg in Milliardenhöhe, der uns gerade in der Finanzkrise täglich schwerer belastet. Wird die Krise nicht auch die Energiewende ausbremsen?

Süß:

Nein. Die Gesellschaft hat mit der Absage an die Kernenergie eine für sich sehr wichtige und richtige Entscheidung getroffen. Jetzt kommt es darauf an, die zur Verfügung stehenden staatlichen Mittel richtig zu verteilen. Statt Fotovoltaik an sonnenarmen Standorten in Norddeutschland zu fördern, würde sich hier die verstärkte Installation von Windkraft anbieten.

Wie lange wollen Sie sich bei alternativen Energien noch auf staatliche Hilfe verlassen?

Süß:

Wir wollen mittelfristig ganz davon unabhängig werden. Daher setzen wir auch alles daran, unsere Kosten weiter zu drücken. Wir müssen gnadenlos günstig sein. (mw)