Furcht vor Rezession. Anleger decken sich lieber mit US-Dollar ein

Frankfurt. Aus Furcht vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise und einer weltweiten Rezession sind Anleger gestern aus den Rohstoff-Märkten geflohen und haben ihren Bestand an Bargeld erhöht. Selbst Edelmetalle büßten kräftig an Wert ein. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold fiel um bis zu 7,3 Prozent auf 1534,49 Dollar (1139 Euro). Silber brach in der Spitze sogar um gut 16 Prozent auf 26,04 Dollar ein. Damit büßten die beiden Edelmetalle binnen drei Handelstagen 14 beziehungsweise 34 Prozent ihres Wertes ein. Dies ist der größte Preisverfall von Gold und Silber seit jeweils rund 30 Jahren.

"In Zeiten extremer Anspannung gibt es keinen Ersatz für Liquidität", sagte Analyst Tom Kendall von der Credit Suisse. "Gold ist zwar im Vergleich zu anderen Metallen liquide, bei einer Flucht ins Bargeld zählt aber Cash allein - und das bedeutet US-Dollar." Da keine schnelle Lösung für die europäische Schuldenkrise in Sicht sei, werde sich dieser Trend voraussichtlich fortsetzen. Sein Kollege David Thurtell von der Citigroup äußerte sich ebenfalls pessimistisch: "Die Leute befürchten das Schlimmste. Wir befinden uns im freien Fall, und niemand wagt es, sich dagegenzustemmen."

Auch Kupfer verbilligte sich um bis zu 7,6 Prozent auf 6800 Dollar je Tonne. Analyst Du Xiaohua von Dongzheng Futures sagte ein Fortsetzung der Talfahrt voraus. "Investoren befürchten eine tiefe globale Rezession." Daher hätten sich viele chinesische Firmen in den vergangenen Tagen mit Bestellungen zurückgehalten. China ist der weltweit größte Kupfer-Verbraucher. "Vor uns liegen entscheidende Tage und Wochen. Sie erinnern stark an die kritische Zeit vom Jahr 2008", sagte Analyst Edward Meir von MF Global. Damals hatte die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die Welt in die Rezession gestürzt. Blei und Zinn brachen sogar um acht beziehungsweise neun Prozent ein, während Öl mit 80,37 Dollar für die US-Sorte WTI und 104,92 Dollar für Brent leicht ins Plus drehte.