McDonald's-Deutschland-Chef Bane Knezevic über neue Filialen, übergewichtige Kinder und 9,50 Euro Stundenlohn

Hamburg. Er weiß genau, wie man einen Burger brät, schaut regelmäßig inkognito in den eigenen Restaurants vorbei und gilt als Perfektionist: Seit 2005 steht der gebürtige Serbe Bane Knezevic, 46, an der Spitze der Fast-Food-Kette McDonald's in Deutschland. Ein Gespräch über schnelles Essen, dicke Kinder, vegetarische Burger und gerechte Arbeitslöhne.

Hamburger Abendblatt:

Herr Knezevic, mit einem Umweltbericht und gesünderen Produkten versucht McDonald's derzeit, sich ein grünes Image zu geben. Glauben Sie, das nimmt Ihnen jemand ab?

Bane Knezevic:

McDonald's ist sicher kein grünes Unternehmen. Aber wir haben uns ein Nachhaltigkeitsprogramm verordnet, das alle Ebenen unseres unternehmerischen Handelns umfasst. Ein wichtiger Teil ist die Energieversorgung: So wollen wir beispielsweise ab 2014 ausschließlich Ökostrom in unseren deutschen Restaurants einsetzen. Bislang liegt der Anteil bei etwa 25 Prozent. Außerdem werden wir in Europa den nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln fördern, etwa indem Landwirte Kartoffeln für unsere Pommes frites effizient und Wasser sparend anbauen.

Von echtem Bio-Anbau ist das aber weit entfernt. Also nichts als Greenwashing?

Knezevic:

Es gibt immer Menschen, die skeptisch reagieren, wenn sich ein Unternehmen wie unseres für den Umweltschutz engagiert. Wir werden uns an den Ergebnissen messen lassen. Von 2012 an soll sich ein Teil der variablen Vergütung unserer Topmanager danach bemessen, inwieweit sie die Nachhaltigkeitsziele erfüllen. Glauben Sie mir, das ist ein sehr hoher Anreiz.

Müssten Sie nicht den Fleischverbrauch radikal reduzieren, wenn Sie es ernst mit dem Umweltschutz meinen würden? Für ein Kilo Fleisch wird hundertmal so viel klimaschädliches CO2 in die Luft geblasen wie für ein Kilo Gemüse.

Knezevic:

Der Verkauf von Burgern ist unser Kerngeschäft, es wäre Unsinn, das zu ändern. Was wir aber tun können, ist auf umweltfreundlichere Bedingungen bei der Aufzucht von Rindern zu achten, etwa durch den Einsatz neuer Methoden bei der Haltung und Fütterung der Tiere.

Kommen wir mal zu den angeblich gesünderen Produkten. Sie selbst sollen viermal die Woche bei McDonald's essen. Halten Sie das für gesund?

Knezevic:

(lächelt und blickt an sich herunter): Ich finde, ich sehe durchaus gesund und nicht zu dick aus. Ich esse in unseren Restaurants aber auch nicht nur Burger, sondern auch mal einen Salat oder ein Frühstück. Wir haben heute ein sehr breites Angebot an Speisen, das ohne Wenn und Aber eine ausgewogene Ernährung ermöglicht.

Na ja, wer bei Ihnen einen Big Barbecue Burger, eine mittelgroße Cola und American Fries bestellt, kommt mit 1300 Kalorien fast auf Dreiviertel des empfohlenen Tagesbedarfs für einen Erwachsenen - bei hohem Fett- und Zuckeranteil.

Knezevic:

Das ist eine extreme Kombination. Der Big Barbecue Burger ist ein Aktionsprodukt, das sich die Kunden ab und an als besonderen Luxus gönnen. Niemand ernährt sich davon regelmäßig. Außerdem informieren wir ausführlich über die Nährwerte unserer Produkte. Fragen Sie mal in einem Restaurant nach den Kalorien Ihres Drei-Gänge-Menüs.

Rund 20 Prozent der Kinder hierzulande leiden an Übergewicht, und die Zahl steigt. Fühlen Sie sich mitschuldig?

Knezevic:

Es ist ein bequemer Weg, alleine die Lebensmittelindustrie für dieses Problem verantwortlich zu machen. Sicher tragen auch wir Verantwortung, aber das Übergewicht von Kindern hängt nicht nur mit der Ernährung zusammen, sondern auch mit einem Mangel an Bewegung. In meiner Jugend haben wir draußen gespielt, heute sitzen manche Kinder nur noch vor der Computerspielkonsole oder dem Fernseher.

Und essen dabei Burger oder Eiscreme von McDonald's.

Knezevic:

Wir versuchen, einen Beitrag zur Lösung des Problems zu leisten. Beispielsweise haben wir den Fett- und Salzgehalt der bei Kindern besonders beliebten Chicken McNuggets deutlich reduziert. Auch unsere Pommes frites enthalten nur noch halb so viel Salz wie vor zwei Jahren. Und weitere Veränderungen werden folgen.

Im vergangenen Jahr haben Sie den rein vegetarischen Veggieburger eingeführt. Wie gut verkauft sich der eigentlich?

Knezevic:

Sehr gut, in Deutschland verkaufen wir etwa zwei Millionen Stück im Monat. In Kürze werden wir eine neue Variante, den Veggieburger TS auf den Markt bringen, der dann mehr Tomaten und Salat enthält. Es gibt also definitiv einen Markt für dieses Produkt.

Und wie viele Big Macs setzen Sie im Vergleich dazu ab?

Knezevic:

Etwa das Dreifache, also rund sechs Millionen Stück pro Monat

Wie haben sich die Umsätze insgesamt im ersten Halbjahr bei McDonald's in Deutschland entwickelt?

Knezevic:

Hier haben wir im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von fünf Prozent erzielen können. Das ist deutlich besser als im vergangenen Jahr. Im gesamten Jahr dürften die Umsätze ebenfalls um etwa fünf Prozent steigen. Dies hängt aber auch von der weiteren, gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab.

Was hat zu dem Wachstum beigetragen?

Knezevic:

Wir haben vor allem mehr Premiumburger wie den Chicken Gourmet oder den Grand Royal verkauft. Das ist ein typisches Nachkrisen-Phänomen. Wenn die Wirtschaft wieder besser läuft und die Menschen mehr Geld in der Tasche haben, gönnen sie sich etwas Besonderes als Belohnung.

Hat EHEC ihr Geschäft beeinflusst?

Knezevic:

Es hat für einige wenige Tage leichte Umsatzrückgänge in unseren Restaurants in Norddeutschland gegeben. Insgesamt haben wir während des Ausbruchs von EHEC aber sieben Prozent mehr Umsatz erzielen können. Bei Lebensmittelskandalen zeigt sich in der Regel, dass die Menschen in solchen Situationen McDonald's besonders vertrauen. Zu Recht.

Eröffnen Sie neue Restaurants?

Knezevic:

Bundesweit soll die Zahl unserer Restaurants in diesem Jahr um 20 bis 30 auf mehr als 1400 steigen. In Hamburg werden wir ein neues Restaurant am Bergedorfer Bahnhof eröffnen.

Das ist nicht gerade viel. Ist die Hansestadt für Sie nicht mehr so wichtig?

Knezevic:

Doch, Hamburg ist der zweitwichtigste deutsche Markt für uns nach Berlin und liefert sehr gute Ergebnisse. Hier können wir uns in Zukunft noch weitere Standorte vorstellen. Außerdem ist die Hansestadt die Geburtsstätte des "Hamburgers". Generell spielt die Neueröffnung von Restaurants für uns aber nicht mehr eine so große Rolle wie vor etwa zehn Jahren. Wir wollen nicht nur größer, sondern vor allem besser werden.

Sie haben angekündigt, in diesem Jahr 2000 neue Jobs bei McDonald's zu schaffen. Profitiert davon auch Hamburg?

Knezevic:

In Hamburg schaffen wir etwa 100 zusätzliche Arbeitsplätze in diesem Jahr.

Was für Stellen sind das, Minijobs?

Knezevic:

Es sind sowohl Teilzeit- als auch Vollzeitarbeitsplätze.

Was zahlen Sie einem normalen Mitarbeiter, der in der Küche oder am Verkaufstresen arbeitet?

Knezevic:

Der durchschnittliche Stundenlohn in den Restaurants von McDonald's Deutschland liegt bei rund 9,50 Euro.

Glauben Sie, dass die Mitarbeiter von den Löhnen vernünftig leben können?

Knezevic:

Wer Vollzeit bei McDonald's arbeitet, kommt im Restaurant auf einen Monatslohn von rund 1500 Euro brutto. Davon können die Beschäftigten leben, das hängt aber natürlich auch von den Lebensumständen ab. Für viele Menschen ist der Job bei McDonald's die Chance, überhaupt einen Zugang zum Erwerbsleben zu erhalten. Und wir geben ihnen die Möglichkeiten, sich durch geeignete Programme schnell weiterzuentwickeln.