Pro-Kopf-Vermögen der Deutschen im Schnitt bei 60 000 Euro

Frankfurt. Die Deutschen waren nach Einschätzung des Versicherungskonzerns Allianz in diesem Frühjahr so reich wie noch nie zuvor. Allerdings habe die Entwicklung infolge der Schuldenkrise kurzfristig die in diesem Jahr erzielten Zuwächse schon wieder zunichte gemacht, sagte Chefvolkswirt Michael Heise gestern in Frankfurt bei der Vorstellung des "Global Wealth Reports" des Versicherers. Die Allianz schätzt die weltweiten Verluste aus dem Sommercrash auf bis zu drei Billionen Euro. Mit einem errechneten Pro-Kopf-Bruttovermögen von gut 60 000 Euro lagen die Deutschen 2010 weltweit aber nur auf dem 17. Nationenrang.

In den Berechnungen werden allerdings weder Immobilienbesitz noch die in Deutschland überdurchschnittlich hohen Rentenansprüche berücksichtigt. An der Spitze liegen weiterhin die Schweizer, die der starke Franken auf einen Spitzenwert von mehr als 207 000 Euro Vermögen pro Kopf katapultiert hat. Auf den Plätzen folgen mit gehörigem Abstand die US-Amerikaner, die Japaner und als reichste EU-Bürger die Dänen mit knapp 105 000 Euro pro Kopf.

Die US-Amerikaner gehörten aber nach der Studie zu den eindeutigen Verlierern - ihre Brutto-Geldvermögen pro Kopf lagen Ende 2010 um durchschnittlich 8,4 Prozent unter dem Niveau von 2007, haben also den Rückgang durch die Finanzkrise nicht wieder wettgemacht. Noch stärkere Einbußen erlitten allerdings die Griechen mit einem Minus von 16,4 Prozent.

Noch vor den Deutschen seien bei den Brutto-Geldvermögen je Kopf auch Euro-Länder platziert, die vor einer erheblichen Schuldenproblematik stehen, so zum Beispiel Irland oder Italien, heißt es in der Studie. Die ganz beträchtlichen Privatvermögen in diesen Ländern böten allerdings den Regierungen zusätzliche Möglichkeiten, aus eigener Kraft den Schuldenabbau voranzutreiben. So seien zum Beispiel befristete Vermögensabgaben denkbar, sagte der Volkswirt. Deutschland komme hingegen bei der Haushaltskonsolidierung gut voran und sollte nach seiner Einschätzung auf Steuererhöhungen verzichten. "Wir sollten die private Nachfrage am Leben erhalten."

Der vorsichtige deutsche Sparer sei in der Krise zu einem weltweiten Rollenvorbild geworden, sagte Heise. Die derzeit weltweit zu beobachtende Vorliebe für Bankeinlagen und Staatsanleihen sei aber wegen der geringeren Rendite problematisch für den langfristigen Vermögensaufbau. "Angesichts des demografischen Wandels und seiner Herausforderungen können sich die Sparer die Flucht in sehr risikoarme, aber eben auch renditeschwache Anlagen eigentlich nicht leisten." In den vergangenen Jahren haben aber Anleger mit einem hohen Wertpapieranteil aus Aktien oder Fonds überdurchschnittliche Verluste gemacht.