Stockholm. Die Insolvenz des schwedischen Autoherstellers Saab ist offenbar nicht mehr abzuwenden. Das Unternehmen mit Kultstatus scheiterte gestern mit seinem Antrag auf Gläubigerschutz vor einem schwedischen Gericht. Unmittelbar danach kündigten Gewerkschaftsvertreter einen Insolvenzantrag wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen an. Nur so könnten sie die Auszahlung der August-Gehälter durch einen staatlichen Garantiefonds sichern.

Autoexperten waren von der Nachricht nicht überrascht. "Ich weiß nicht, was das Ganze noch soll", sagte der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Wirtschaftshochschule Nürtingen-Geislingen, Willi Diez. "Saab hat keine Chance zu überleben." Das sieht auch Ralf Kalmbach von der Beratungsgesellschaft Roland Berger so. "Saab ist schon dreimal tot", sagte er. Und auch Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen erkennt kein tragfähiges Geschäftsmodell. Das Unternehmen habe vor allem in der Zeit unter der amerikanischen Opel-Mutter General Motors (GM) von 2000 bis 2009 gelitten. Verkäufe und Produktivität seien zurückgegangen. Saab setzte zuletzt etwa 30 000 Fahrzeuge pro Jahr ab. Laut Roland-Berger-Experte Kalmbach würde eine Saab-Rettung zu teuer werden. "Da müsste umfangreich investiert werden. Das macht keiner", sagte er.

Saab hatte Gläubigerschutz beantragt, um das Unternehmen unter Führung eines vom Gericht bestellten Verwalters zu sanieren. Das Gericht begründete seinen ablehnenden Bescheid mit unzureichenden Angaben darüber, wie eine dauerhafte Sanierung finanziert werden solle, und monierte: "Die Produktion konnte trotz aller Anstrengungen seit Ende März nicht in Gang gehalten werden." Auch seien die Angaben über eine von chinesischen Unternehmen zugesagte Finanzierung über 245 Millionen Euro "sehr allgemein gehalten". Saab kündigte Berufung an. Konzernchef Victor Muller sagte, er sei überrascht und enttäuscht.

Saab hatte 2009 als zum Verkauf stehende Tochter des US-Konzerns General Motors schon einmal Gläubigerschutz bewilligt bekommen und wurde danach an den niederländischen Sportwagenhersteller Spyker (jetzt: Swedish Automobile) verkauft. Doch der konnte nicht helfen. Die jetzigen kurzfristigen Schulden beziffert Saab auf umgerechnet 769 Millionen Euro.