Konzerntochter Media-Saturn setzt auf Abomodell. 13 Millionen Titel können auf Smartphones und Computer übertragen werden

Hamburg. Eine lange Zeit hat Deutschlands größter Handelskonzern Metro das boomende Internetgeschäft verschlafen. Doch jetzt will das Unternehmen verlorenen Boden wieder gutmachen und schreckt dabei auch vor dem Angriff auf große Namen nicht zurück. Gestern startete die Konzerntochter Media-Saturn den neuen Onlinemusikdienst Juke. Er soll nicht zuletzt Apples Musikladen iTunes Kunden abspenstig machen.

Dabei setzt die Metro-Tochter allerdings auf ein ganz anderes Konzept. Während die Kunden bei iTunes einzelne Musikstücke erwerben, ist Juke ein sogenannter Streaming-Dienst. Gegen eine monatliche Abonnementsgebühr in Höhe von 9,99 Euro können die Kunden per Computer oder Smartphone unbegrenzt Musik nach Wahl aus dem Internet hören und haben dabei Zugriff auf 13 Millionen Titel aller großen Musiklabels. Popstars wie Lady Gaga, David Guetta oder Rihanna sind auf www.myjuke.com ebenso vertreten wie die Jazz-Sängerin Madeleine Peyroux oder der Pianist Lang Lang.

Wird das Musikabo gekündigt, werden auch die Songs gelöscht

Der Vorteil des Abomodells: Tausende Stücke können heruntergeladen und auch auf dem Computer gespeichert werden, sodass auch ohne Internetverbindung der Musikgenuss möglich ist. Der Nachteil: Wird das Abo gekündigt, werden auch alle Stücke automatisch wieder gelöscht.

Media-Saturn ist nicht der erste Wettbewerber, der mit so einem Konzept antritt. So bietet etwa der Konkurrent Simfy rund elf Millionen Songs in einer Basisversion kostenlos an. Wer die Stücke herunterladen und auf seinem Smartphone hören möchte, zahlt 8,33 Euro im Monat. Napster berechnet für seinen Streaming-Dienst mit 15 Millionen Musikstücken 7,95 Euro in der Grundversion und 12,95 Euro inklusive iPhone-Nutzung. Media-Saturn will gegenüber diesen Diensten vor allem mit einer besseren Soundqualität punkten. So setzt Juke auf ein neues Verfahren namens Dolby Pulse, das trotz kleiner Dateimenge eine hohe Wiedergabequalität gewährleisten soll.

Europas größter Elektronikhändler verfügt zudem über mehr Macht als die Konkurrenz, um sich auf dem Markt durchzusetzen - und er hat ehrgeizige Pläne. "Wir starten zunächst in Deutschland, planen aber, das Geschäft auf ganz Europa auszuweiten", sagte eine Sprecherin von Media-Saturn dem Abendblatt. Der Musikdienst soll sehr schnell mehrere Hunderttausend Kunden gewinnen. Dazu will der Konzern den Abodienst auch über die bestehenden Filialen von Media-Markt und Saturn anbieten.

Der Bundesverband der Musikindustrie (BVMI) sieht jedenfalls noch großes Potenzial im Streaming-Geschäft. Laut einer aktuellen Untersuchung des Verbands haben Onlinedienste wie Napster, Musicload Nonstop oder Simfy im ersten Halbjahr 2011 ein Umsatzplus von 21,4 Prozent verbucht. "Abomodelle und auch werbefinanzierte Streams werden immer häufiger von den Nutzern nachgefragt", sagt BVMI-Geschäftsführer Florian Drücke. Insgesamt konnte der Markt für digitale Musik um 19,3 Prozent zulegen, sodass das Internetgeschäft inzwischen 17,2 Prozent des Musikumsatzes in Deutschland ausmacht. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 650 Millionen Euro mit dem Verkauf von CDs, Songs zum Herunterladen und Abomodellen erlöst.

Rückenwind für Media-Saturn kommt zudem von der Versorgung deutscher Haushalte mit Breitband-Internetzugängen. Laut den Marktforschern von TNS Infratest hat sich deren Zahl seit 2004 vervierfacht. Jeder zweite Haushalt kann die Technik mittlerweile nutzen. Hinzu kommt die zunehmende Verbreitung von internetfähigen Handys. Laut einer Studie der Hamburger Otto-Gruppe besaßen bereits Ende 2010 elf Prozent der Deutschen ein iPhone oder ein anderes Smartphone.

Vom boomenden Internetgeschäft will die Metro-Tochter auch durch weitere Onlineshops profitieren. So wird Saturn ab Oktober eine große Zahl von Elektronikartikeln im Internet anbieten; die Schwester Media-Markt soll Anfang kommenden Jahres folgen. Hier allerdings ist die Konkurrenz fast noch größer als im Musikgeschäft. Konzerne wie Amazon oder Otto haben längst ihre Claims im Netz abgesteckt.