WAZ-Gesellschafterin Petra Grotkamp, die 16,67 Prozent der Verlagsanteile hält, will 50 Prozent hinzukaufen - für 500 Millionen Euro.

Hamburg. Die Essener WAZ-Gruppe steht vor einer einschneidenden Veränderung ihrer Gesellschafterstruktur. Wie das "Manager Magazin" berichtet, will die WAZ-Gesellschafterin Petra Grotkamp, die bisher 16,67 Prozent der Verlagsanteile hält, weitere 50 Prozent hinzukaufen, für die sie 500 Millionen Euro geboten haben soll. Die WAZ-Gruppe zählt mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro zu den größten deutschen Zeitungshäusern. In dem Verlag erscheinen unter anderen die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und die "Westfälische Rundschau".

Die WAZ-Gruppe wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von dem Sozialdemokraten Erich Brost und dem Konservativen Jakob Funke gegründet. Ihre Nachfahren teilen sich bis auf den heutigen Tag die Macht im Verlag. Grotkamp ist eine Tochter Funkes. Sie will nun den Anteil der Brost-Seite übernehmen. Laut "Manager Magazin" haben die drei Enkel Brosts der Übernahme bereits zugestimmt. Entscheidend ist nun das Votum des Anwalts Peter Heinemann, ein Sohn des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Er ist Testamentsvollstrecker der 2010 gestorbenen Witwe Brosts.

Nach Informationen des Abendblatts hat es am Wochenende ein Treffen zwischen ihm und Grotkamp gegeben, das positiv verlaufen sein soll. Von der Pressestelle der WAZ-Gruppe lässt sich Heinemann mit den Worten zitieren: "Ich werde das alles gründlich prüfen und die testamentarische Ver-fügung des Erblassers und die Interessen der Enkel abwägen." Am Wochenende wurden auch die Führungskräfte des Zeitungshauses von der möglichen Machtverschiebung innerhalb des Unternehmens informiert.

Bisher gelten die Gesellschafter der WAZ-Gruppe als zerstritten. Deshalb hat der Verlag auch zwei Geschäftsführer: Bodo Hombach vertritt die Brost-, Christian Nienhaus die Funke-Erben. Uneinigkeit in vielen Punkten herrscht zudem innerhalb des Funke-Clans. Diese Unstimmigkeiten haben die Führung der Gruppe bisher behindert.