Bahn-Tochter Schenker hatte Interesse an Standort
Hamburg. Hamburgs ehemaliger Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) erhebt Vorwürfe gegen den alten schwarz-grünen Senat. In seinem neuen Buch "Handeln für Hamburg", das Ende August im Murmann-Verlag erscheint, wirft der Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsrat in mehreren Hamburger Unternehmen der damals von der GAL geführten Stadtentwicklungsbehörde vor, "Prioritäten falsch gesetzt und das Ziel der ,wachsenden Stadt' aus dem Auge verloren zu haben".
Deutlich werde dies daran, dass es unter dem Senat nicht gelungen sei, die Deutsche Bahn mit ihrer Logistiksparte in der Hansestadt anzusiedeln. Schwere Versäumnisse sieht Peiner bei der ehemaligen Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL). Die Bahn wünschte sich, in Hamburg den Hauptbahnhof zu erneuern und einen Turm über dem Hachmannplatz zu errichten, um dort die Sparte DB Schenker zu konzentrieren. "Das Problem war aber, dass dieses Modell von Anja Hajduk nicht ernsthaft auf Senatsebene verhandelt wurde. Alle Kräfte waren auf das Projekt Stadtbahn konzentriert - das auch viel Geld kosten sollte, aber sicher nicht 1000 zusätzliche Arbeitsplätze und eine Entscheidungszentrale nach Hamburg gebracht hätte", kritisiert Peiner.
Die Bürgerschaftsabgeordnete Anja Hajduk weist die Vorwürfe Peiners als "völlige Falschdarstellung" zurück. "Wir waren sehr offen dafür, dass die Bahn in Hamburg investiert. Für mich war dies immer ein hochreizvolles und attraktives Projekt." Gemeinsam mit dem damaligen Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) habe sie sich auch um Termine mit der Bahn bemüht. "Doch das Interesse der Bahn an der genannten Standortverlagerung von DB Schenker nach Hamburg hatte sich während unserer Legislatur - also seit Mitte 2008 - bereits abgekühlt." Die Deutsche Bahn sucht seit 2005 nach einem geeigneten Standort für ihre Logistiksparte DB Schenker. Im Juli 2010 entschied sich der Staatskonzern für Frankfurt am Main, der Umzug soll 2013 erfolgen. Damit waren die Konkurrenten Hamburg und Essen aus dem Rennen. Für Peiner "eine schwere Niederlage für den Standort Hamburg".
Ursprünglich hatte bereits Ende 2005 der CDU-Senat unter Bürgermeister Ole von Beust mit dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn eine Verlegung der kompletten Bahnzentrale nach Hamburg geplant. Doch dieses große Projekt scheiterte, kaum dass es öffentlich verkündet war, am Widerstand der Eigentümer des Staatskonzerns. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) untersagte den Umzug aus "strukturpolitischen Gründen" zugunsten der Hauptstadt Berlin.
(bk)