Allerdings hält sich Johannes Teyssen immer noch für den richtigen Mann an der Spitze des Energiekonzerns

Hamburg. E.on-Chef Johannes Teyssen hat strategische Fehler eingeräumt, betont aber seinen Führungsanspruch. "Natürlich ist nicht jede Managemententscheidung auf die Butterseite gefallen", sagte Teyssen dem "Spiegel". Man könne immer fragen: "Hätte man früher anfangen müssen?" Arbeitnehmervertreter werfen dem E.on-Chef vor, zu spät in erneuerbare Energien investiert zu haben.

Der Konzern ist im Zuge des Atomausstiegs massiv unter Druck geraten und will wegen seines Strategiewechsels 11 000 von rund 80 000 Stellen abbauen, hat zur Umsetzung aber bisher keine Details genannt. Nach Ver.di-Angaben sind etwa 6000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet.

Auf die Frage, ob man über Konsequenzen für das Management nachdenken müsse, sagte der E.on-Chef dem Nachrichtenmagazin: "Diese Frage ist natürlich berechtigt. Ich tue das, und ich bin sicher, dass der E.on-Aufsichtsrat es als oberste Pflicht ansieht, darüber nachzudenken, ob im Management die richtigen Personen am richtigen Ort sind." Er selbst habe bislang kein mangelndes Vertrauen feststellen können. "Und ich selbst traue mir die Aufgabe auch weiterhin zu."

Teyssen verteidigt seinen Sparkurs, mit dem er bis zu 11 000 Arbeitsplätze im Konzern streichen will: Dies sei die Voraussetzung dafür, dass "wir im Gegensatz zu manchem Konkurrenten unsere Investitionen nicht senken, sondern an unserem ambitionierten Investitionsplan für erneuerbare Energien und neue Märkte festhalten wollen".

Die Verantwortung für den massiven Stellenabbau bei E.on gibt Teyssen ausdrücklich nicht der Bundesregierung und deren Entscheidung zum Atomausstieg. "Wir schieben niemandem den Schwarzen Peter zu und sagen nicht, das sind die Arbeitslosen von Frau Merkel."

Arbeitnehmervertreter hatten in der vergangenen Woche eine Jobgarantie für die 80 000 E.on-Beschäftigten gefordert. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der E.on-Führung vor, durch Fehlplanungen in der Vergangenheit über 20 Milliarden Euro verloren zu haben. Das Geld fehle jetzt für notwendige Investitionen in neue Geschäftsfelder wie Energieeffizienz, Gaskraftwerke oder Kraft-Wärme-Kopplung.

Eine Beteiligung des russischen Energiekonzerns Gazprom an E.on lehnt Teyssen ab. Für E.on sehe er derzeit wenig Sinn in einer solchen Maßnahme, sagt Teyssen. Wenn es um neue Themen, neue Kraftwerksbauten beispielsweise, gehe, sei er aber "für alle Gespräche offen".