Stagnation in Frankreich schafft aber neue Unsicherheit

Brüssel/Frankfurt. Nach den Verlusten der vergangenen Tage haben die wichtigsten Börsenindizes am Freitag wieder aufgeholt. Positive Vorgaben aus den USA und der Kampf gegen Spekulanten im Euroraum dürften den Markt gestützt haben. Der Goldpreis wiederum fiel den zweiten Tag in Folge.

Beflügelt wurden die Börsen von einer Mitteilung der Europäischen Aufsichtsbehörde ESMA. Die Pariser Behörde berichtete am Donnerstagabend, dass vier Euro-Länder gezielt gegen spekulative Börsenwetten vorgehen werden. Die Verbote von sogenannten Leerverkäufen würden dort eingeführt oder ausgedehnt. Damit reagierten die Aufseher auf die heftigen Börsenturbulenzen der vergangenen Tage, die insbesondere Finanztiteln in Frankreich herbe Verluste beschert hatten. Das Verbot soll die Möglichkeit einschränken, aus der Verbreitung falscher Gerüchte Profit zu schlagen. Bei Leerverkäufen verkauft ein Händler Aktien oder Anleihen, die er sich gegen Gebühr bloß ausleiht, um sie bei fallenden Kursen günstiger zurückzukaufen. Geht diese Wette auf, macht er einen Gewinn.

Die strengeren Regeln gelten nun auch in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien - vor allem für Aktien von Banken und Versicherungen. In Griechenland war das umstrittene Finanzinstrument bereits am Dienstag für zwei Monate gestoppt worden.

Unterdessen stellt die überraschende Stagnation der französischen Wirtschaft die Erholung der gesamten Euro-Zone zunehmend infrage. Die zweitgrößte Volkswirtschaft im Währungsraum kam zwischen April und Juni zum Stillstand, nachdem es im ersten Quartal mit 0,9 Prozent noch das stärkste Wachstum seit rund fünf Jahren gab. Die Daten erhöhten am Freitag den Druck auf die Regierung in Paris, mit Sparpaketen den hohen Schuldenberg abzubauen. An den Finanzmärkten wird immer stärker angezweifelt, ob Frankreich sein "AAA"-Top-Rating als Schuldner behalten wird.

Während Griechenlands Wirtschaft auch im Frühjahr tief in der Rezession steckte (das Bruttoinlandsprodukt sank um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum), bescheinigten EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) Portugal Fortschritte bei der Sanierung der Staatsfinanzen. Die Vertreter empfahlen nach einer Prüfung des Sparkurses die Auszahlung einer zweiten Kredittranche aus dem 78 Milliarden Euro schweren Rettungspaket. Das klamme Land müsse aber den Kurs beibehalten und die Anstrengungen sogar beschleunigen, mahnte IWF-Delegationsleiter Poul Thomsen.

US-Präsident Barack Obama sieht in der Schuldenkrise in Europa eine Ursache für die Schwierigkeiten der US-Wirtschaft. Europas Probleme, die Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika, sowie die Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan hätten der heimischen Konjunktur zugesetzt, sagte Obama vor Fabrikarbeitern in Michigan. "All dies hat unsere Wirtschaft weiter herausgefordert." Der Präsident versicherte, die US-Wirtschaft mit weiteren Maßnahmen ankurbeln zu wollen.