Experten raten zum Kauf von Aktien und Gold. Kurzfristig können Sparer über Tagesgeldkonten zumindest eigene Verluste vermeiden.

Hamburg. Die meisten Sparer haben sich noch nicht von der letzten Krise erholt, da bricht die nächste schon über sie herein. Die Krise wird zum Regelfall. Das ist die zentrale Erkenntnis, die die Märkte in den vergangenen 15 Jahren gebracht hat. Die Kurseinbrüche kommen immer häufiger und fallen dabei immer markanter aus. Zwei Ursachen hat diese neue Welt- und Anlageordnung. Zum einen ist da die immer engere Vernetzung der globalen Finanzmärkte. Wenn an einem Ort auf der Welt der berühmte Sack Reis umfällt, zieht das milliardenschwere Geldströme nach sich und kann - anders als der Volksmund bei dem chinesischen Reissack eigentlich vermutet - zu Turbulenzen in den entferntesten Ecken führen.

Zum anderen sind Staaten, Anleger und Konsumenten überall auf der Welt hoch verschuldet, sodass jede kleine Schwankung massive Kursbewegungen zur Folge hat. Dass in den vergangenen Jahren der automatische Computerhandel extrem zugenommen hat, macht die Sache nur noch schlimmer. Für Anleger heißt das, dass sie in guten Zeiten immer auch für die Krise gewappnet sein müssen und ihr Vermögen so aufteilen sollten, dass nicht ein Schock einen Großteil des Ersparten vernichten kann. In der Praxis müssen Sparer die fast schon banale Erkenntnis umsetzen, ihr Vermögen breit zu streuen. Das heißt: Es muss in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Tagesgeldkonten, Anleihen, Immobilien oder auch Gold gepackt werden.

Wer jetzt auf einem unbalancierten Vermögensportfolio sitzt, sollte seine Anlagestrategie überdenken und gegebenenfalls umschichten. Wer bereits einen ausgewogenen Anlagemix besitzt, darf jetzt nicht die Nerven verlieren und dann in einen übereilten Aktionismus verfallen. Wer kurzfristig Geld anzulegen hat, sollte das so risikoarm wie möglich machen. Denn kein Experte kann derzeit verlässlich prognostizieren, ob Mr. Market, wie die Börsen häufig auch genannt werden, nur manisch-depressiv ist und schon bald aus dem Tief herausfindet und sein nächstes Hoch erlebt.

Wer derzeit auf Nummer sicher gehen will, deponiert sein frei verfügbares Geld auf Tagesgeldkonten. Dort bekommen, bei der Auswahl des richtigen Anbieters, Sparer rund 2,5 Prozent gut-geschrieben. Das taugt aber nicht zur langfristigen Vermögensmehrung, denn die Sparer müssen auf ihren Zins, wenn der Sparerpauschbetrag in Höhe von 801 Euro ausgeschöpft ist, ein Viertel plus Solidaritätszuschlag sowie gegebenenfalls Kirchensteuer an den Fiskus abtreten. So sinkt die Nettorendite auf weniger als zwei Prozent.

Bei einer Inflationsrate, die deutlich über zwei Prozent liegt, bedeutet das einen realen Vermögensverlust. Auf spürbar höhere Zinsen können Anleger nicht hoffen, denn die Notenbanken werden wegen der Krise sämtliche Zinsen weiter niedrig halten. Damit taugen Tagesgeldkonten und Sparbücher nur, um kurzfristig größere Verluste zu vermeiden, aber nicht, um Geld zu mehren. Das Standardportfolio von Vermögensverwaltern sieht rund 40 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen, 15 Prozent Edelmetalle und andere Rohstoffe sowie fünf Prozent Cash vor. Immobilien werden hier meist nicht berücksichtigt, weil viele Bürger eine Wohnung oder ein Haus ihr Eigen nennen. An diesem Standardportfolio sollten sich auch Privatanleger orientieren. Abhängig von Alter und Risikoneigung können die Anteile jedoch variieren.

Allen Verwerfungen zum Trotz setzen Vermögensverwalter weiterhin auf Aktien. Aktien sind reale Werte - hinter ihnen steht immer Produktivvermögen und Unternehmergeist. Beides lässt sich im Gegensatz zu Papiergeld nicht beliebig vermehren. In jeder Währungsreform wurden zwar auch Aktien gerupft, doch hat man mit Dividendenpapieren jede große Krise besser bestritten als mit Staatsanleihen. Alle Experten setzen auf Wertpapiere solider Firmen mit hoher Dividendenrendite. Nach den Kurseinbrüchen sind die Bewertungen attraktiv. Im DAX bieten 18 der 30 Konzerne Dividendenrenditen von 2,5 Prozent oder mehr. Das ist mehr, als mit Bundesanleihen eingefahren werden kann. Die Verzinsung für zehnjährige Schuldtitel der Bundesrepublik rutschte in der abgelaufenen Woche auf 2,34 Prozent ab.

Am meisten werfen die Titel der Versorger und Versicherer ab. RWE bietet eine Dividendenrendite von 8,3 Prozent, E.on von 6,9 Prozent, die Münchener Rück 6,7 und die Allianz 6,3 Prozent. Bei der Deutschen Telekom können Investoren auf sieben Prozent Ausschüttung hoffen. Aber Anleger müssen auch wissen, dass Ausschüttungen nicht garantiert werden. Den hohen Dividendenrenditen liegen die Gewinnerwartungen der kommenden Jahre zugrunde. Sollte die Weltwirtschaft in eine Rezession abrutschen, wären auch die Gewinne vieler Konzerne futsch - und damit auch die Ausschüttungen. Sollte aber die Konjunktur nur einen schwachen Rücksetzer machen, dürften die Firmen weiter gute Gewinne einfahren.

Wer nicht auf einzelne DAX-Dividendenstars setzen will, kann einen Indexfonds, den DivDAX, kaufen, in dem die 15 ausschüttungsstärksten Blue Chips Deutschlands gelistet sind. Und wer den Anlagemix nicht gleich selbst vornehmen, sondern in professionelle Hände geben will, kann in Mischfonds investieren. Hier verteilen Fondsmanager das Geld ihrer Kunden je nach Marktlage. Zuletzt gehörten Carmignac und Ethna-Aktiv mit zu den renditereichsten Vehikeln. Das Vertrauen in die Politik hat seit der Finanzkrise arg gelitten. Denn die Handlungsträger stolpern bislang ohne spürbare Fortschritte von einer Rettungsaktion in die nächste. Aus diesem Grund hat die Anlageklasse Gold an Attraktivität gewonnen, denn Gold entzieht sich weitgehend dem Einfluss der Politik. Währungen kamen und gingen in den vergangenen Jahrhunderten, aber Gold blieb.

Wer seine Unabhängigkeitserklärung von der Politik machen will, kauft physisch bei Edelmetallhändlern Münzen oder Barren und bezahlt das Gold mit Bargeld. Weniger systemkritische Naturen können auch goldgedeckte Indexfonds kaufen, und wer den Bankensektor auch künftig nicht untergehen sieht, kann sich Goldzertifikate besorgen, die währungsgesichert sind. Risikofreudigere Sparer können versuchen, Chancen in der Krise zu nutzen. Die hohen Schwankungen, die eigentlich wehtun, bieten auch Möglichkeiten. Mit Discountzertifikaten beispielsweise kann man derzeit hohe Renditen einfahren, vorausgesetzt die Börsen stürzen nicht weiter ab. Beispielsweise bringt ein Schein von Goldman Sachs sechs Prozent Rendite, solange der DAX nicht unter 5000 Punkte fällt. Allerdings sind Zertifikate Schuldverschreibungen, die wertlos werden, wenn die Banken pleitegehen.