Im ersten Halbjahr melden 459 Unternehmen Insolvenz an

Hamburg. Die gute konjunkturelle Lage in Deutschland schlägt sich offenbar auch in den Büchern der Unternehmen nieder. Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist im ersten Halbjahr dieses Jahres auf 15 302 Betriebe in der Bundesrepublik gesunken. Das ist ein Minus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, ermittelte die Hamburger Wirtschaftauskunftei Bürgel in einer Studie, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt. Auch in der Hansestadt gibt es eine positive Entwicklung. 459 Firmen beantragten die Insolvenz. Das bedeutet ein Minus von acht Prozent. Der Rückgang fällt damit aber schwächer aus als im Bund.

Innerhalb der sieben Bezirke gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. Am stärksten rückläufig war die Entwicklung in Bergedorf. Nur noch 30 Geschäfte beantragten die Aufgabe. Das war ein Minus von 36,2 Prozent (siehe Tabelle). Den schwächsten Rückgang gab es in Wandsbek mit sechs Prozent. In Mitte beantragten hingegen 150 Firmen ihr Aus. Das ist der Höchstwert unter den sieben Bezirken und bedeutet sogar ein Plus von 33,9 Prozent.

Sowohl für die Elbmetropole als auch generell für die Bundesrepublik gilt, dass der größte Anteil der Pleitefirmen nicht älter ist als zwei Jahre. In Hamburg waren 107 Jungunternehmen betroffen. Start-ups haben es schwer, sich am Markt durchzusetzen, und häufig zu wenig Eigenkapital, um Krisen zu überstehen, nennt Bürgel zwei Gründe für das häufige Aus von Neugründungen. Zudem kommen sie nur schwer an Kredite und müssen meist höhere Zinsen zahlen. Für Firmenpleiten insgesamt seien eine restriktive Kreditvergabe, das Ausbleiben neuer und die Stornierung erteilter Aufträge, innerbetriebliche Fehler sowie Dominoeffekte die Ursachen. Letzteres heißt, dass insolvente Firmen andere mit ins Verderben reißen.

Wie sich die Zahl der Firmenpleiten im Gesamtjahr entwickelt, wird laut Bürgel maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Schuldenkrise in Europa geprägt sein. Die Hamburger Wirtschaftsauskunftei geht in ihrer Prognose von 30 000 Insolvenzen aus - das wären rund 2000 Firmen weniger als im Vorjahr 2010.