Autobauer trotzen der Krise. Pkw-Neuzulassungen legen im Juli um neun Prozent zu

München. Im Rennen um neue Rekorde in der Autobranche hat BMW die Oberklassekonkurrenz abgehängt. Dank der weltweit starken Nachfrage nach teuren Limousinen und Geländewagen, vor allem in Asien, fuhren die Münchner weit mehr Gewinn ein als erwartet. 2,9 Milliarden Euro verdiente der Konzern zwischen April und Juni im operativen Geschäft - das sind zwei Drittel mehr als vor Jahresfrist.

Unterm Strich verdoppelte sich der Gewinn sogar auf 1,8 Milliarden Euro. "Wir haben sowohl im zweiten Quartal als auch im ersten Halbjahr neue Spitzenwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis erzielt", sagte gestern Vorstandschef Norbert Reithofer. Außer beim Gewinn übertrumpfte die BMW-Autosparte auch bei der Rendite die Konkurrenten Audi und Mercedes. Zugute kam dem Münchner Hersteller neben dem Boom in vielen Automärkten die Vorsicht der Vergangenheit: BMW hatte in der Krise Millionenbeträge für mögliche Risiken zurückgelegt. Weil sich jetzt die Gebrauchtwagenmärkte erholten und zudem weniger Kundenkredite ausfielen, erhöhte sich der Konzerngewinn um 464 Millionen Euro. Auch bereinigt um diesen Sondereffekt erzielte die BMW-Autosparte mit 13,9 Prozent operativer Rendite (Ebit-Marge) deutlich höhere Werte als die deutsche Konkurrenz.

Die Ingolstädter Volkswagen-Tochter Audi verbuchte im zweiten Quartal 12,9 Prozent. Der Stuttgarter Rivale Daimler kam mit seiner Edelmarke Mercedes auf 10,7 Prozent Marge. Die Herstellungskosten seien weiter gesunken, weil mehr gleiche Bauteile verwendet worden seien. Gefragt wie nie waren die Autos der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Vor allem die großen Reihen 5er, 6er und 7er, die satte Margen abwerfen, fanden viel Anklang bei den Käufern. "Wir hätten mehr Fahrzeuge verkaufen können", sagte Vorstandschef Reithofer. "Unsere Werke laufen derzeit voll am Anschlag." Wegen der hohen Nachfrage hatte der BMW-Chef bereits im Juli die Prognose für 2011 angehoben. Beim Absatz wird eine neue Bestmarke von mehr als 1,6 Millionen Fahrzeugen angepeilt. Das Ergebnis vor Steuern soll noch stärker steigen. Schon zum Halbjahr lag das Ergebnis vor Steuern mit 4,5 Milliarden Euro nicht weit unter den 4,8 Milliarden aus dem gesamten Vorjahr.

Neben BMW konnten auch andere Autohersteller der Abkühlung in der Wirtschaft im Juli widerstehen. Die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland stieg um zehn Prozent auf 261 000 Neuzulassungen. Von Januar bis Juli sind damit knapp 1,88 Millionen Wagen neu auf die Straßen gekommen, 10,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Marktführer Volkswagen wuchs im Juli sogar um 32 Prozent auf fast 60 000 Neuzulassungen.

Die Industrie geht davon aus, dass der Aufwärtstrend weitergeht: "Die Auftragsbücher der Automobilindustrie sind gut gefüllt, und je nach Marke und Pkw-Segment gibt es zurzeit unterschiedlich lange Lieferzeiten", erklärte VDIK-Präsident Volker Lange. Auch der Export kletterte im Juli um neun Prozent auf 345 500 Wagen. Im bisherigen Jahresverlauf wurden gut 2,6 Millionen Autos exportiert - das entspricht einem Plus von sechs Prozent. Der Exportauftragseingang stieg seit Januar um zwölf Prozent.