Gründer Michael Schmidt steigt bei dem Bootshersteller aus

Greifswald. Jahrelang schrieb das Unternehmen HanseYachts in Greifswald eine Erfolgsgeschichte. Mit der Weltwirtschaftskrise allerdings kam der Niedergang. Nun verkauft Firmengründer Michael Schmidt den Segelyacht- und Motorboothersteller an den Finanzinvestor Aurelius. Schmidt gibt seine Beteiligung von 64,7 Prozent für einen nicht genannten Preis an die Münchener Beteiligungsgesellschaft ab und räumt den Posten des Vorstandschefs, teilten beide Unternehmen am Wochenende mit. Die übrigen Aktionäre sollen ein Übernahmeangebot in gleicher Höhe erhalten.

HanseYachts ist an der Börse nach drei Verlustjahren nur noch 30,6 Millionen Euro wert, die Aktie hat seit dem Börsengang im März 2007 fast 85 Prozent ihres Werts verloren.

Aurelius gehören unter anderem der Autoradiohersteller Blaupunkt, der Spirituosenkonzern Berentzen und das Traumschiff MS "Deutschland". Der größere HanseYachts-Konkurrent Bavaria Yachts gehört ebenfalls Private-Equity-Unternehmen: Die Hedgefonds Anchorage und Oaktree waren als Kreditgeber eingestiegen und hatten 2009 vom Finanzinvestor Bain Capital die Mehrheit an der mit Schulden überladenen Firma übernommen.

Die im Wendejahr 1990 gegründete HanseYachts ist Aurelius zufolge mit ihren Marken Hanse, Moody und Dehler der drittgrößte Serienhersteller von Segelbooten. Zuletzt hatte das Unternehmen einen Aufwärtstrend gesehen: Nach einem Verlust von 13 Millionen Euro 2009/10 (per Ende Juli) sollte sich das Ergebnis im eben zu Ende gegangenen Geschäftsjahr deutlich verbessern. Binnen zwei Jahren sollte der Umsatz auf das Niveau vor der Krise zulegen. Vor drei Jahren hatte HanseYachts noch 135 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet, 2009/10 waren es nur noch 73 Millionen Euro.

Anfang der 90er-Jahre hatte der Selfmadeunternehmer und Segelenthusiast Schmidt in Greifswald einen kleinen Werftreparaturbetrieb übernommen, eine Außenstelle des vormaligen DDR-Schiffbaubetriebs Volkswerft Stralsund. Aus kleinsten Anfängen formte Schmidt eine Markengruppe mit zeitweise rund 500 Mitarbeitern und brachte HanseYachts gegen Weltmarktführer Bénéteau/Jeanneau aus Frankreich und Bavaria in Stellung.

Vor allem am Markt für Charteryachten machte sich die neue Konkurrenz bemerkbar. Das hochpreisige Segment versuchte Schmidt mit der Übernahme der britischen Marke Moody zu besetzen. Um auch im Motorbootmarkt präsent zu sein, kaufte er den norwegische Hersteller Fjord. Überraschend stieg Schmidt 2009 auch bei der deutschen Traditionsmarke Dehler ein, die zu dieser Zeit insolvent war. Unter Regie von HanseYachts brachte Dehler wieder neue Modelle an den Markt.

Schmidt hoffte, sich auch bei der absehbaren weiteren Konzentration der Branche im Spitzenfeld behaupten zu können. Mit dieser Ambition ist er nun gescheitert.