Der Trend zur Haarentfernung verleiht der Branche einen Schub. Mehr als 700 Anbieter gibt es allein in Hamburg. Weitere Salons geplant.

Hamburg. Lehmweg in Eppendorf. Dort hat die vierte Schönheitslounge der Hamburger Kette Adam und Eve eröffnet. In direkter Nähe befinden sich die Anbieter Sense of Beauty, zudem ein Friseursalon mit Kosmetikabteilung und an der Ecke zur Hegestraße die Wellnessoase Farins Beauty Spa. Der Markt für Schönheit boomt in der Hansestadt wie nie zuvor. Gab es vor zehn Jahren laut der Handwerkskammer Hamburg noch 481 Anbieter in der Stadt, so sind es heute 739. Immer mehr davon gehören zu Filialketten.

Anna Schiller, 33, ist extra aus den Elbvororten angereist, um sich einige Stunden der Verschönerung zu widmen. Bei Adam und Eve lässt sich die Hausfrau und Mutter gerade die Füße massieren und die Zehnägel lackieren. Sie hat für ihren Termin vorplanen müssen, denn das Studio ist rund eine Woche im Voraus ausgebucht. Spontanbesucher haben nur manchmal Glück in dem rund 150 Quadratmeter großen Schönheitscenter.

Schillers Beine sind glatt wie ein Babypopo. "Ich habe mich waxen lassen", sagt sie. Waxing, ein Methode der Haarentfernung, die aus dem schönheitsbewussten Brasilien nach Europa kam, gehört inzwischen zu den Megatrends, die der Kosmetikbranche zu einem neuen Schub verhelfen.

Ob Haare an den Beinen, unter der Achsel oder sogar im Intimbereich: Alles entfernen Schönheitsstudios und Dutzende weitere Anbieter, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben. Statt Epilieren (rausziehen der Haare mit einem Rasierapparat) oder das wesentlich teurere Lasern wählen immer mehr Hamburger die Methode des Herauszupfens der Körperbehaarung mithilfe einer warmen Mischung aus Wachs und Honig.

Zum Beispiel das WaXhouse mit vier Filialen in Hamburg und einer in Lübeck. Vor zwei Jahren gegründet, hat der Seevetaler Inhaber Patrick Doerks noch große Pläne. Zehn Standorte, hauptsächlich in Hamburg und Umgebung, will er noch in diesem Jahr eröffnen. "Nächstes Jahr sollen es weitere 20 sein", sagt er.

Derzeit sucht Doerks zehn Interessierte, die sich innerhalb von drei Monaten zu Depiladoras, wie die Fachkräfte des Waxing in Brasilien genannt werden, ausbilden lassen. "Waxing ist ein Bereich, der in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt." Doerks verwendet ein Heißwachs, welches aus Frankreich kommt und eigens für das WaXhouse produziert wird.

Die Waxing-Anbieter profitieren davon, dass die Prozedur, die je nach Methode manchmal schmerzhaft sein kann, die Haare samt Wurzeln zwar entfernt, doch sie auch nachwachsen lässt. Nach sechs bis acht Wochen ist die nächste Sitzung erforderlich - wie beim Friseur. Über seinen Umsatz mag Doerks nicht reden. "Aber wir haben mehr als 8000 Kunden in unserer Datei", verrät er zumindest.

Natalia Dorozala, Sprecherin des Berliner Unternehmens Wax in the City, das eine Filiale in Hamburg hat und für 2012 eine weitere plant, wird konkreter. Rund sieben Millionen Euro Erlös gibt das Unternehmen für das Jahr 2010 an. Bei 14 Geschäften bedeutet dies im Schnitt 500 000 Euro pro Niederlassung.

Umsätze sind ein großes Geheimnis im Geschäft mit der Schönheit. Das Statistische Bundesamt hat zwar errechnet, dass 2009 exakt 17 822 Kosmetikstudios in Deutschland 1,1 Milliarden erlöst haben und damit leicht mehr als im Jahr zuvor. Doch der Bundesverband deutscher Kosmetikerinnen spricht von bis zu 45 000 selbstständigen Schönheitsunternehmerinnen, die sich in Friseursalons einmieten, in Wellnessoasen auf eigene Rechnung arbeiten oder ihr Geschäft von zu Hause betreiben.

Der Umsatz der Beautybranche in Deutschland dürfte deshalb höher liegen. Denn die Schönheitspflege in den Lounges hat ihren Preis. Allein die klassische Maniküre kostet bei Adam und Eve 21 Euro, das Waxing der Beine schlägt bei Frauen mit 25 und bei Männern mit 30 Euro zu Buche. Das WaXhouse verlangt einheitlich 27 Euro.

Mit den neuen Ketten wird der Markt immer professioneller. Die Unternehmen bieten nicht nur Einzelleistungen an, wie es etwa Nagelstudios tun, sondern das gesamte Sortiment. Von der Gesichts- und Körperpflege über Pediküre und Maniküre bis hin zu Massagen und Waxing. So auch Adam und Eve, das im Jahr 2006 in Hamburg von der ehemaligen Stewardess Filiz Christoph-Atas, 37, gegründet wurde. Die Jungunternehmerin will weiter wachsen, aber nichts übereilen. "Größe allein zählt nicht. Gesundes Wachstum muss sich vernünftig entwickeln."

Neben der steigenden Nachfrage bei den Frauen gibt es eine weitere Gruppe, die erschlossen werden soll. "Zehn Prozent unserer Kunden sind bereits Männer", sagt Claudia Hermann, 24, die die Filiale am Lehmweg mit acht weiteren Mitarbeiterinnen leitet. Das Potenzial für Wachstum dürfte somit auch in Zukunft vorhanden sein.