Frankfurt. Countdown für Josef Ackermann: Auf dem Weg zum angekündigten Rekordgewinn bläst dem Schweizer in seinen letzten Monaten als Deutsche-Bank-Chef der Wind kräftig ins Gesicht. Besonders im Kapitalmarktgeschäft sprudeln die Erträge wegen der Euro-Schuldenkrise nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Daher ließ Ackermann gestern erstmals durchblicken, dass das Investmentbanking in diesem Jahr möglicherweise nicht den erhofften Ergebnisbeitrag liefern kann. "Vieles hängt von einer reibungslosen und nachhaltigen Lösung der europäischen Schuldenkrise ab", erklärte der 63-Jährige im Quartalsbericht. Unter Experten wachsen nun die Zweifel, ob Ackermann in seinem letzten Jahr an der Spitze des größten deutschen Geldhauses sein ehrgeiziges Gewinnziel von zehn Milliarden Euro erreicht.

Für den Vorstandsvorsitzenden steht das - zumindest noch - nicht infrage. Denn sollte es nicht klappen, würde ihm das wohl auch als persönliche Niederlage angekreidet. Die Zielmarke sei nach wie vor in Sichtweite, betonte Ackermann. Im ersten Halbjahr verdiente das Institut vor Steuern und ohne Sonderfaktoren 5,5 Milliarden Euro. Selbst wenn das Investmentbanking schwächeln sollte, legt Ackermann große Hoffnungen auf das Privatkundengeschäft, das er mit der Übernahme der Postbank zu einer starken zweiten Säule ausbauen will.

Im zweiten Quartal zeigte der Ausbau des Privatkundengeschäfts bereits Erfolge. Der Anteil dieses Segments plus der Vermögensverwaltung am Gesamtgewinn von 1,8 Milliarden vor Steuern lag bei knapp 40 Prozent. Ohne 155 Millionen Euro an Wertberichtigungen auf griechische Staatsanleihen, die hauptsächlich in den Postbank-Büchern liegen, wäre das Ergebnis noch höher ausgefallen.

"Insgesamt muss man in Bezug auf das Erreichen des Zehn-Milliarden-Gewinnziels nun ein größeres Fragezeichen setzen", kommentierte Fondsmanager Helmut Hipper von Union Investment. "Die Erträge im Investmentbanking werden wohl auch in künftigen Quartalen unter Druck bleiben." Wegen der neuen Eigenkapitalregeln hätten viele Institute risikoärmere Bereiche ausgebaut, die geringere Gewinne abwerfen. "Das hat vorher schon kaum einer geglaubt, dass die Deutsche Bank ihr Zehn-Milliarden-Gewinnziel erreicht", sagte auch Philipp Häßler, Analyst bei Equinet. Dennoch legte der Aktienkurs in einem stabilen Marktumfeld 0,7 Prozent zu.