Shell startet Modellprojekt mit zehn Stationen

Berlin. An rund 200 der bundesweit 14 000 Tankstellen in Deutschland wird schon länger Geld fürs Luftaufpumpen verlangt - jetzt wagt sich bundesweit erstmals ein großer Mineralölkonzern vor. Shell will in den nächsten sechs Monaten an zehn ausgewählten Tankstellen nahe der niederländischen Grenze kostenpflichtige Reifenluftdruckgeräte aufstellen - zunächst im Rahmen eines Modellprojekts.

Shell bestätigte gestern entsprechende Berichte von "Bild" und "Autobild". "Soweit wir hören, schätzen die Kunden an den Stationen, die entsprechende Automaten installiert haben, dass die Geräte jederzeit verfügbar sind", sagte Sprecher Matthias von Glischinski-Kurc. Die deutschen Autofahrer müssen aber keine flächendeckende Einführung kostenpflichtiger Geräte fürchten. Shells große Konkurrenten Aral und Esso lehnen ähnliche Versuche nach eigenem Bekunden ab.

Bereits jetzt setzen laut Shell zehn weitere Tankstellen der Marke auf Reifendruckregulierung gegen Bezahlung. Autofahrer zahlen hier in der Regel einen Euro für fünf Minuten Luft. Das soll die Kosten kompensieren. Allein für Wartung, Strom, Eichkosten und Ähnliches fallen pro Tankstelle 400 bis 800 Euro im Jahr für die Luft an.

Die meisten Pächter und Tankstelleninhaber, die schon umgestellt haben, sind Vertragspartner der Firma Air-Serv, die auf Wunsch entsprechende Geräte aufstellt. Auf seiner Internetseite bietet das Unternehmen ein Modell an, das äußerlich den Eindruck eines Kaffeeautomaten erweckt. Der Kunde stellt über eine Taste den richtigen Reifendruck ein und klemmt den Luftschlauch auf das Ventil. Das Gerät pumpt dann automatisch so viel Luft wie nötig nach. Die Zahl der Stationen mit "Bezahlluft" könnte schnell steigen: "Das ist erst der Anfang, wir haben noch viel mehr Aufträge vorliegen", sagt Air-Serv-Geschäftsführer Nick Janssen.

Der ADAC lehnt die neuen Luftdruckgeräte ab. "Die Autofahrer sollten sich eine Tankstelle suchen, an der sie nicht bezahlen müssen", sagt Sprecher Andreas Hölzel.